StartseiteRegionalUckermark„Wir im Osten werden uns nicht unterkriegen lassen”

Tischlermeister überzeugt

„Wir im Osten werden uns nicht unterkriegen lassen”

Potzlow / Lesedauer: 3 min

„Mein Team macht die krummen Ecken”, scherzt Unternehmer Marc de la Barré. Der Potzlower hat auch in der Krise seinen Optimismus noch nicht verloren.
Veröffentlicht:27.07.2022, 15:09

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Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft dümpelt Ende Juli 2022 laut ifo-Institut auf dem tiefsten Stand seit zwei Jahren vor sich hin. Der von den Forschern ermittelte Geschäftsklimaindex ist unerwartet stark gesunken – und zwar quer durch alle Branchen. Das Institut warnt vor einer Rezession. Die Münchner Forschungseinrichtung, die sich mit der Analyse der Wirtschaftspolitik beschäftigt, sieht als Gründe die hohen Energiepreise und die drohende Gasknappheit. Auch die Firmen in der Uckermark leiden unter dieser Entwicklung. Tischlermeister Marc de la Barré mag den Optimismus trotzdem nicht aufgeben. Der 40-Jährige hat in der Krisenzeit sogar ein positives Zeichen gesetzt und nach langer Lehrlingsabstinenz mit Ole Schürmann wieder einen Azubi eingestellt. Diese Entscheidung für den 17-Jährigen machte auch dem Rest der Belegschaft Mut.

Ins eigene Heim investiert

„Es wird irgendwie weitergehen“, ist der Chef überzeugt. Schon während der schweren Corona-Jahre habe sich letztlich gezeigt, dass jede Krise auch ihr Gutes habe. „Da war es so, dass die Leute, weil sie nicht reisen und Freizeitaktivitäten betreiben konnten, kräftig im eigenen Heim investiert haben. Viele entschieden sich, die Wohnung neu zu möblieren. Ganz starke Zuwächse hatten wir bei den Massivholz-Küchen“, resümiert der rührige Handwerker: „Es hat sich herumgesprochen, dass wir die Adresse für die schwierigen Sachen sind. Maßgeschneiderte Millimeter-Lösungen sind unser Ding. Die krummen Ecken, die haben meine Leute drauf. Die bekommen alles hingefummelt“, betont der Unternehmer stolz. Als Beispiel nennt er die Einbaulösungen für die zurzeit sehr beliebten Baumstammhäuser: „Das sind ganz knifflige Geschichten, aber wir packen auch das.“

+++ Potzlower Möbelbauer auf Erfolgskurs (mit Video) +++

Natürlich gehe die Phase permanenter Lieferengpässe und der grassierender Materialknappheit auch an seinem Betrieb nicht vorbei, räumt der Firmenchef ein: „Unsere Branche ist davon immens betroffen. Vor allem von der Teuerung. Holz kostet schon doppelt so viel; Metall, Kleber und Farben haben bis zu 30 Prozent zugelegt. Und beim Rattan sitzen die Container seit Monaten in den asiatischen Häfen fest.“ Doch das zu ändern, liege nicht in seiner Hand: „Die Macht dazu haben wir kleinen Unternehmer nicht, also müssen wir das Beste aus der gegenwärtigen Situation machen.“

Auftragsbücher voll

Marc de la Barré betreibt noch mehr Kundenakquise als sonst, mit dem Effekt, dass die Auftragsbücher wenigstens bis Jahresende schon mal voll sind. Aber der Vater von zwei kleinen Söhnen hätte gern ein bisschen mehr Vorlauf. „Mal sehen, was die nächsten Monate bringen“, sagt er hoffnungsvoll. Aber, auf diese Einschränkung legt der Meister wert: „Ich kann es auch niemandem verdenken, wenn er angesichts der zunehmenden Verunsicherung sein Geld zusammenhält, zumal die Uckermärker noch nie zu den Gutverdienern gehört haben. Das können sich Politiker vermutlich gar nicht vorstellen. Die merken eine Diätenerhöhung nicht mal, weil sie ohnehin genug verdienen. Das hat mir ein Abgeordneter sogar mal persönlich gesagt.“

Angesichts dessen wundere es ihn nicht, dass momentan so sehr am Volk vorbei regiert werde, sagt der Potzlower leise: „Aber davon werden wir uns hier im Osten nicht unterkriegen lassen. Ich bin es auch meinen Leuten schuldig, dass der Laden weiter brummt. Ich will und darf sie in dieser Krise nicht noch mehr verunsichern. Wir packen das.“ Er selbst investiert kräftig in sein zweites Standbein, die Bio-Landwirtschaft mit der Zucht von Galloway-Rindern, und bietet bereits Cow-Sharing an. Dahinter steckt die Idee, Fleisch von allen Teilstücken des Rindes genießen und durch Verteilung auf mehrere Personen die Kosten zu senken.