StartseiteRegionalUckermark▶ Zecke ruiniert das Leben einer ganzen Familie (mit Video)

Hilferuf aus Prenzlau

▶ Zecke ruiniert das Leben einer ganzen Familie (mit Video)

Prenzlau / Lesedauer: 4 min

Jahrelang ernährte Ingrid Kehn mit ihrem kleinen Geschäft Mann und Kinder. Doch dann schlug das Schicksal zu. Jetzt hofft die Prenzlauerin auf Hilfe.
Veröffentlicht:28.10.2019, 13:17

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Das Drama der Prenzlauer Familie begann vor drei Jahren nach einem Waldspaziergang. Ingrid Kehn (58) bemerkte am Abend eine rote Stelle an ihrem linken Unterschenkel. Sie schlussfolgerte richtig, dass das ein Zeckenbiss war und eilte in die Klinik, um den Krankheitsüberträger entfernen zu lassen. Nach der ambulanten Behandlung fuhr die dreifache Mutter wieder zurück nach Hause – in der Gewissheit, dass die Sache damit ausgestanden war.

Doch sie sollte sich irren. Einige Tage nach der Entfernung der Zecke bekam sie plötzlich höllische Schmerzen. „Es puckerte bis zur Leiste hoch. Ich wusste nicht, was ich machen soll, konnte kaum noch laufen“, erinnert sich die Kreisstädterin zurück. Fünf Monate lang laborierte die Betreiberin eines kleinen An- und Verkauf-Geschäfts mit dieser Angelegenheit herum.

Abriss der Liegenschaft stand bevor

„Ich litt höllische Schmerzen, das Bein war mittlerweile komplett offen.“ Und als ob das nicht Pein genug gewesen wäre, musste sie zu dieser Zeit auch noch völlig unerwartet ihr Geschäft räumen. Weil der Abriss der Liegenschaft in der Kietzstraße beschlossen worden war, hatte sie die Kündigung bekommen und musste handeln. Mit letzter Kraft meisterte die Familie den Umzug des kleinen Unternehmens in die Güstower Straße.

Doch dann wurde zu allem Unglück auch noch ihr heute 79-jähriger Mann zum Pflegefall. Erst Schlaganfall, dann schnell fortschreitende Demenz – das Schicksal schlug wieder mit aller Härte zu. „Auf einmal standen wir vor den Trümmern der Existenz“, resümiert Ingrid Kehn, die seit fünf Monaten in einer Duisburger Schmerzklinik behandelt wird.

„Weil mein Vater nicht mehr allein sein konnte, hat ihn Mama mit zu sich runter genommen“, erzählt der Sohn. Der 20-Jährige blieb allein in der alten Heimat, um sich um alles Weitere zu kümmern – und war damit logischerweise überfordert. Denn aktuell wächst dem jungen Mann die Situation total über den Kopf.

Hilfe benötigt

Zu allem Unglück haben die Regengüsse der letzten Zeit den An- und Verkauf-Shop in der Güstower Straße überschwemmt. Sohn Philipp stand eines Morgens knietief in den Überresten des Geschäfts und bekam einen Schock. Momentan steht er vor der fast unlösbaren Aufgabe, den Laden bis Monatsende von den Überresten zu beräumen. Denn die Räume sind zum 1. November gekündigt.

Philipp Kehn hat zwar noch zwei ältere Brüder. Aber der 41-jährige Alex wohnt in Köln, den 38-jährigen Markus hat es nach Hamburg verschlagen. „Sie tun, was sie können. Doch zurzeit stehe ich hier fast allein.“ Ohne seine Freundin wäre der Sohn der Geschäftsfrau vermutlich schon unter der Last zerbrochen. „Meine Michelle lernt zurzeit Krankenschwester und kommt nach ihren Schichten immer her, um mir zu helfen.“

Auch eine Cousine und deren Freund haben Unterstützung zugesagt. Aber selbst acht Hände sind viel zu wenig, um Ordnung ist das Chaos zu bringen. Philipp Kehn weiß nicht, wen er sonst um Hilfe bitten soll. Aber ein Freund der Familie hatte die Idee, sich an den Uckermark Kurier zu wenden, um mehr Öffentlichkeit zu schaffen.

Junge Leute sind momentan überfordert

Dabei handelte es sich um den Prenzlauer Möbelhändler Benjamin Pestrup. Seine Zuschrift an die Heimatzeitung brachte die Sache in dieser Woche ins Rollen. Auch er schätzt ein, dass die jungen Leute mit der Lage völlig überfordert sind, auch wegen der Kosten, die anstehen werden. Denn selbst wenn alle Sachen in Säcke verpackt und für den Abtransport auf den Sperrmüll oder auf die Deponie vorbereitet sind, dürfte das Ganze ein Fass ohne Boden werden.

„Vielleicht gibt es ja Menschen, die in der Lage sind, den Kehns einige Sorgen zu nehmen“, teilte Benjamin Pestrup mit. Er denkt dabei vordergründig an die großen Entsorgungsunternehmen sowie Hilfsorganisationen. Wer Unterstützung geben kann, sollte sich schnell melden. Zum Dank für die Hilfe kann er sich aus dem Fundus an Möbeln, Hausrat und Technik kostenlos bedienen.

Telefon: 0173 1930619