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Quarantäne

Zwei Wochen getrennt von Tisch und Bett – ein Paar berichtet

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Mehrere hundert Uckermärker sind aktuell in Corona-Quarantäne. Was das für das Familienleben bedeutet, erzählt ein junges Paar aus der Nähe von Prenzlau.
Veröffentlicht:29.10.2020, 18:00

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Bei Familie P. (Name geändert) steht die Welt zurzeit Kopf. Begonnen hat ihr Dilemma in der vergangenen Woche. Da bekam der 32-jährige Ehemann von seinem Chef die Nachricht, dass er sich sofort in Quarantäne begeben und das Gesundheitsamt informieren soll, weil sowohl er selbst als auch weitere Mitarbeiter der Firma Kontakt zu einem auswärtigen Kollegen hatten, dessen PCR-Test positiv war. Kai P. folgte den Anweisungen sofort und begab sich in häusliche Isolation, ebenso seine Frau und der kleine Sohn. „Ich bin im Pflegedienst, trage Verantwortung für meine Klienten, und mein Kind geht schon zur Schule. Wir wollten alle Eventualitäten ausschließen und keine Gefahr für irgendjemanden sein“, erklärte die 30-Jährige dem Uckermark Kurier. Nach stundenlangem Verweilen in der total überlasteten Telefonleitung des Gesundheitsamtes sei ihnen dann mitgeteilt worden, dass nur ihr Mann in Quarantäne bleiben müsse, weil man ihn als Erstkontakt eingestuft habe.

Rachenabstrich gemacht

„Für meinen Jungen und mich sollte das nicht gelten. Ebenso wurde erklärt, dass bei uns dreien keine Tests notwendig sind, wir uns aber zwei Wochen lang von meinem Mann fern halten sollen.“ Für Katrin P. erschloss sich die Logik dieser Anweisung zwar nicht ganz. „Es hätte ja sein können, dass wir ebenfalls das Virus schon haben, aber wie mein Mann völlig symptomfrei sind. In diesem Fall hätten wir das ja ungewollt weiterverbreitet.“ Die junge Frau entschied deshalb, ihren Drittklässler nicht in den Unterricht zu schicken, und sie selbst vereinbarte mit ihrem Arbeitgeber, dass sie die ihr zustehenden drei Kranktage ohne Arztattest nehmen würde. In der Zwischenzeit bemühte sich die Familie über den Hausarzt in Pasewalk selbst um einen Test. Den äußerst unangenehmen Rachenabstrich durften die jungen Eltern am Montag dann auf Rezept an der Kürassierkaserne der Nachbarschaft machen. „Nach viereinhalb Stunden Warten in der Kälte waren wir endlich dran. Es ist wirklich ein Wunder, dass wir uns da nichts weggeholt haben. Viele andere mussten sogar noch länger im Freien ausharren“, bemängelte Katrin P. die dortigen Bedingungen. Sie selbst wollte allerdings zur eigenen Sicherheit ein Negativergebnis haben, bevor sie sich wieder in die ambulante Pflege begibt.

Kein Bescheid

Der Bescheid lag auch Tage später noch nicht vor, hätte aber für ihren Mann als sogenannten Erstkontakt des coronapositiv getesteten Kollegen ohnehin keine Relevanz gehabt, ärgert sich die Ehefrau. Selbst mit zwei Negativtesten dürfte ihn das Gesundheitsamt nicht aus der Quarantäne entlassen – so seien die Bestimmungen des Landes; das hätten ihnen die dortigen Angestellten zur Auskunft gegeben. Sie findet es schlimm, dass sie noch bis 5. November in den eigenen vier Wänden ihren Mann meiden, bei Kontakt mit ihm die Maske aufsetzen, ja selbst das Essen vor die Zimmertür stellen soll. „Wir halten uns strikt daran, schlafen sogar getrennt. Wenn ich etwas koche, stelle ich ihm die Mahlzeit vor die Zimmertür, damit wir uns nicht berühren“, versichert Katrin R. Schwer sei es nur, ihrem Jungen das Ganze zu erklären. Besser würde sie allerdings finden, dass die Testung schneller gehe und man nach zwei Negativbescheiden wieder in den Alltag zurückkehren kann. Zumindest ihr hätte ein erstes Testergebnis ja ermöglicht, wieder guten Gewissens zur Arbeit zu gehen.