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Jubiläum

Hundertjähriger liebt die Musik – Zum Arzt geht er nicht

Meiersberg / Lesedauer: 3 min

Ein Vorfahre von ihm war ein Komponistenkollege und Bekannter von Johannes Brahms. Der gebürtige Meiersberger schätzt besonders die Musik und die Einwohner.
Veröffentlicht:26.10.2022, 16:01

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Deutschland gilt nicht unbedingt als Land der Hundertjährigen. Obwohl die Zahl der Hochbetagten steigt. Laut Statistischem Bundesamt lebten in Deutschland im vergangenen Jahr 23 500 Menschen, die mindestens 100 Jahre alt sind – 3000 mehr als noch im Jahr zuvor. Noch nie während der letzten zehn Jahre gehörten so viele Menschen zur Altersgruppe 100plus.

Zum Arzt geht er nicht

Gerhard Ehlert aus Meiersberg kennt diese Zahlen, denn nun gehört auch er dazu: Am 26. Oktober ist Gerhard Ehlert 100 Jahre alt geworden. „Aber ich kann nicht sagen, dass ich mich wie 100 fühle“, erklärt der Meiersberger. Kein Wunder, er steckt voller Lebensfreude und Energie.

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Zum Arzt geht er nicht, betont Gerhard Ehlert, dafür aber zu Fuß bis nach Ueckermünde. Das sind acht Kilometer. Zu seinem Tagesprogramm gehört regelmäßige Gymnastik. Wenig essen, viel bewegen – so halte er es schon viele Jahre, verkündet der Meiersberger seinen Gästen, die den Jubilar feiern und hochleben ließen.

Vorfahre kannte Johannes Brahms

Dass so viele Gratulanten gekommen sind, freut Gerhard Ehlert sehr, und natürlich wurden sie alle großzügig bewirtet in der Gaststätte „Zum Ochsen“. Auch Musiker von den Uecker-Randow-Sinfonies und ihr Dirigent Constantin Simion gehörten zur fröhlichen Geburtstagsrunde. Sie brachten ihrem Musikerkollegen – seit etwa neun Jahren ist Gerhard Ehlert Bratschist im Orchester – zwei ganz besondere Ständchen dar: die „Amboss-Polka“ und den „Ungarischen Tanz“ Nr. 5 von Brahms.

Beide Musikstücke mit Ohrwurm-Potenzial gehören nicht nur zum Orchesterrepertoire, sondern auch zur Ehlertschen Familiengeschichte: Die „Amboss-Polka“ hat Militärmusikmeister Albert Parlow komponiert, der Bruder von Ehlerts Urgroßmutter. Albert Parlow wiederum kannte Johannes Brahms persönlich, der ihn beauftragte, die Orchestersätze für mehrere der Ungarischen Tänze zu schreiben.

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Musik gehört seit jeher zur Familie, das bestätigt auch Enkeltochter Mareike Ehlert (28), die Geige spielt. „Ich war wohl noch keine drei Jahre alt, da hielt ich Opas Bratsche wie ein Cello im Arm“, erzählt sie. Ihr Großvater habe ihr die Liebe zur Musik mitgegeben, aber auch die Verbundenheit mit Meiersberg, wo sie in der Kindheit die Ferien verbrachte.

Er weiß Vorpommern zu schätzen

Am Wochenende wird auch der Enkelsohn von Gerhard Ehlert anreisen und die Familie, die sonst gut sechs Reisestunden voneinander entfernt wohnt, kann gemeinsam Opas 100. Geburtstag feiern. Gerhard Ehlert, der als selbstständiger Ingenieur gearbeitet hatte, war erst in den 90er Jahren mit seiner Frau zurück in seinen Geburtsort Meiersberg gekehrt.

Bereut habe er es keinen Moment, sich im hohen Alter noch einmal auf Neues einzulassen, versichert der Senior. Dass er die Vorpommern zu schätzen wisse, machte der Jubilar mit einem Vergleich deutlich: „Wenn ich in Göttingen im Baumarkt nach Holzschrauben gefragt habe, zeigten die Verkäufer nur in die Richtung, wenn ich das in Torgelow frage, dann nehmen die mich bei der Hand und führen mich zu den Holzschrauben.“ Mit 100 scheint Gerhard Ehlert tatsächlich angekommen zu sein.