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Landtagswahl

Auch am Haff ist die SPD der große Wahlsieger

Uecker-Randow / Lesedauer: 5 min

Für die SPD lief es bei der Landtagswahl in der Haff-Region historisch gut. Die CDU und die Linke hingegen erlebten die größten Schlappen seit der Wiedervereinigung.
Veröffentlicht:27.09.2021, 22:26

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Wahlsieger Patrick Dahlemann (SPD) hatte allen Grund zum Feiern. 36,8 Prozent der Erststimmen konnte er auf sich vereinen und stellte somit einen Rekord auf. Denn damit gewann er nicht nur das Direktmandat in der Haff-Region (Wahlkreis 35) bei der Landtagswahl, mit diesem Ergebnis ist der 33-Jährige auch Spitzenreiter in ganz Vorpommern. Allerdings schnitt Dahlemann bei den Erststimmen schlechter ab als die SPD bei den Zweitstimmen in der Haff-Region. Während für Dahlemann 6.764 Wähler votierten, stimmten für die SPD 7.200 Menschen.

AfD-Konkurrent zieht auch wieder in Landtag

Dahlemanns ärgster Rivale im Kampf um das Direktmandat, Nikolaus Kramer von der AfD, holte 28 Prozent. Bemerkenswert: Obwohl Kramer nicht aus der Region kommt, holte er deutlich mehr Stimmen als seine Partei. 5.139 Menschen votierten für den 44-Jährigen, seine Partei kam auf 4.379 Zweitstimmen. Kramer wird zwar über die Landesliste in den Landtag einziehen, den Kampf um das Direktmandat verlor er aber überraschend deutlich.

Selbst Optimist Dahlemann hätte einen engeren Ausgang erwartet. „So einen Vorsprung hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht erhofft“, sagte er am Montag bei einem Kamillentee mit Honig. Offenbar ging der Wahlkampf nicht spurlos an dem Torgelower vorbei: „Das hatte sich die vergangenen Tage schon angebahnt. Das ist der klassische Männerschnupfen.“ Bis nachts um 2.30  Uhr hatte er den Wahlabend mit seinen Unterstützern und Helfern im Torgelower Bürgerbüro verbracht.

Etwas ruhiger angehen konnte es Dahlemann aber nicht. Am Montag machte er sich auf den Weg nach Güstrow, wo sich der SPD-Landesvorstand traf. Und bereits am Dienstag findet die konstituierende Fraktionssitzung der SPD in Schwerin statt.

CDU spielte keine Rolle

Zum zweiten Mal in Folge nach 2016 gewann Dahlemann das Direktmandat in der Haff-Region. Zuvor war der Wahlkreis lange CDU-dominiert. Doch wie schon bei der letzten Wahl spielte die CDU keine Rolle, und erlebte dieses Mal sogar einen Negativrekord. Mit 15,2 Prozent landete die Ueckermünderin Kathleen Fleck bei den Erststimmen auf Rang drei. Dass sie nicht mehr Stimmen holte, war sicherlich auch der schwächelnden Landes- und Bundes-CDU geschuldet. Die Kommunalpolitikerin kam auf 2.798 Erststimmen, ihre Partei nur auf 2.461 Zweitstimmen.

Fleck wird genau wie Detlef Rabethge (Die Linke) nicht in den Landtag einziehen. Der Ueckermünder konnte 8,1 Prozent der Wähler von sich überzeugen. Auf den weiteren Plätzen landeten Detlef Pohl (FDP) mit 4,8 Prozent, Silvan Frank (Freie Wähler) mit 2,9 Prozent, Melissa Seidel (Grüne) mit 2,3 Prozent und Einzelbewerber Jörg Rohr mit 1,8 Prozent.

Die Wahlbeteiligung war in der Haff-Region so hoch wie lange nicht mehr bei einer Landtagswahl. 68,2 Prozent machten von ihrem Wahlrecht gebraucht. Zuletzt war die Wahlbeteiligung 2002 mit 70,1 Prozent höher.

Doch wo waren die Hochburgen der einzelnen Parteien und Kandidaten? Patrick Dahlemann fuhr sein stärkstes Ergebnis in Altwigshagen ein. Dort holte er 51,1 Prozent der abgegebenen Stimmen. In Torgelow (40,7%), Ueckermünde (34,7%) und Eggesin (37,5%) lag Dahlemann einige Prozentpunkte vor Nikolaus Kramer. „Zum ersten Mal war ich auch in Ueckermünde vorne“, sagte Dahlemann.

In einigen Orten AfD-Kandidat Spitzenreiter

Doch nicht überall holte sich der SPD-Mann die meisten Stimmen. Am schlechtesten schnitt Dahlemann in Hammer ab, wo er nur 26,9 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte. AfD-Mann Kramer hingegen erzielte in Hammer mit 46,2 Prozent sein bestes Ergebnis. Auch in Ahlbeck, Leopoldshagen, Heinrichswalde, Rothemühl und Wilhelmsburg knackte der Greifswalder die 40-Prozent-Marke.

Kathleen Fleck erzielte ihre besten Ergebnisse in Liepgarten (19,7%), Ahlbeck (19,3%) und Meiersberg (18,7%). Am schlechtesten lief es für sie in Torgelow, wo sie nur 10,4 Prozent holte. Für Detlef Rabethge lief es in Lübs mit 13,5 Prozent am besten und in Hintersee mit 3,5 Prozent am schlechtesten.

Bei den Zweitstimmen kam die SPD insgesamt auf 39 Prozent. Seit der Wiedervereinigung waren die Sozialdemokraten in der Haff-Region noch nie so gut, und damit pulverisierten sie auch das Ergebnis von vor fünf Jahren (26,3%). In Altwigshagen (48,9%), Altwarp (42,3%) und Torgelow (40,5%) erzielte die SPD sogar mehr als 40 Prozent. Die AfD verlor bei den Zweitstimmen im Vergleich zu 2016 leicht an Boden. Waren es damals noch 24,5 Prozent, so kam die Partei dieses Mal auf 23,7 Prozent.

Deutliche Verluste bei CDU und Linke

Ein Debakel erlebte die CDU, die sich mit 13,3 Prozent gegenüber 2016 noch einmal um vier Prozentpunkte verschlechterte. Einen deutlichen Verlust musste auch die Linke hinnehmen, für die es von 12,9 Prozent auf 7,6 Prozent bergab ging – ebenfalls das schlechteste Ergebnis seit der Wiedervereinigung. Ins Auge fällt auch der starke Rückgang für die NPD, die 2016 noch 8,7 Prozent der Zweitstimmen holte und dieses Mal auf 2,5 Prozent kam. Allerdings war die rechtsextreme Partei trotzdem wie schon 2016 nirgends in MV so stark wie in der Haff-Region.

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