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Corona verhindert Live-Auftritte

Berndshofer bringt Gelesenes digital zu den Zuhörern

Ueckermünde / Lesedauer: 4 min

Michael Schmal hat bis zum Ausbruch der Pandemie regelmäßig vor Publikum gelesen, mit ganz direktem Kontakt. Das ist seit einiger Zeit nicht mehr möglich. Also hat sich der Berndshofer etwas einfallen lassen, um seine Zuhörer dennoch zu erreichen.
Veröffentlicht:06.11.2020, 06:39

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Corona hat folgenschwere Auswirkungen. Für jeden. Insbesondere aber für Frauen und Männer, die in der Unterhaltungsbranche arbeiten und damit ihren Lebensunterhalt komplett bestreiten müssen. Das trifft zum Teil jedenfalls auch für Michael Schmal zu, wenngleich nicht ganz so drastisch. Der in Berndshof, einem Ueckermünder Ortsteil, lebende Mann hat eine kleine Rente, und die bessert er ab und zu dadurch auf, dass er den Leuten Literatur anbietet. Indem er vorliest beispielsweise. Das können Gedichte sein, Geschichten, oder Märchen. Dabei greift Micha Schmal in die große Kiste der Weltliteratur, sucht Texte von Autoren aus aller Welt heraus. Oder bedient sich einfach in seinem eigenen Archiv, in dem Lyrik vertreten ist oder Essayistisches. Oder nutzt einfach Gedanken und Ideen, auch Zeitungsbeiträge oder anderes, was er selbst schwarz oder blau zu Papier gebracht hat.

Für Senioren vorgelesen

Das hat bis zur Pandemie auch mehr oder weniger gut geklappt. Micha Schmal war regelmäßig als Vorleser und Gesprächspartner in Alten- und Pflegeheimen der Region zu Gast und hat zudem den Lese-Club im Ueckermünder Speicher mit aus der Taufe gehoben. Doch das Virus hatte zunächst all diese Aktivitäten von Micha Schmal jäh gestoppt. Jedenfalls die, in denen er unmittelbaren Kontakt zu seinen Zuschauern und Zuhörern hatte. Was mehr als verständlich ist, schließlich gehören die Älteren in den Alten- und Pflegeheimen zur Hochrisikogruppe. Und ein Risiko in dieser Zeit mit ihren vielen Fragezeichen, aber oftmals ohne Antwort – das wollte niemand eingehen.

Kleines Studio eingerichtet

Was blieb den Berndshofer also anderes, als sich in sein Haus zurückzuziehen? Und darüber nachzudenken, was er nun tun könne. Einfach nur herumzusitzen und gar nichts zu tun – das ist seine Sache nicht. Also hat er zunächst einmal seine technischen Möglichkeiten überprüft und sich dann, nach reichlicher Überlegung, ein kleines Studio in seinem mit vielen Büchern gefüllten Arbeitszimmer eingerichtet. Technisch sei das mit den heutigen Computern, mit entsprechenden Programmen für die Rechner und anderen elektronischen Helfern, gar nicht so schwer, hat Schmal festgestellt. Und so sieht denn sein Homestudio auch eher aus wie eine gemütliche Bücherstube, die ein paar technische Finessen beinhaltet, aber nicht in Technik versinkt. Dort hat Schmal in den vergangenen Wochen hauptsächlich mit Laptop und einem Mikrofon und natürlich allerlei Geschriebenem und Gedrucktem gearbeitet.

Damit, sagt Micha Schmal, hat er unter anderem YouTube-Videos selbst produziert und Hörbücher. Selbst für einen, der die 60 schon erreicht hat und nicht jedem Technik-Trend folgt, ist dies heutzutage kein Hexenwerk mehr, weiß der Berndshofer. Und es macht sogar Spaß. Seine Lesungen für die Rentner hat der Berndshofer auf dem Computer erarbeitet, die gelesenen Texte mit Videos oder Illustrationen unterlegt, gespeichert, und dann konnte das Ergebnis in den Alten- und Pflegeheimen gezeigt werden.

Literatur in kleinen Filmen verewigt

Ins Netz gestellt hat Michael Schmal nun auch eigene Gedichte und Gedanken zu einem Künstler, den er erst kürzlich wieder neu und diesmal noch etwas tiefer gehender für sich entdeckt hat: den Bildhauer, Schriftsteller und Maler Ernst Barlach. Zu dessen Skulpturen, jedenfalls zu einigen, hat Michael Schmal sich Gedanken gemacht und sie festgehalten. Daraus sind dann YouTube-Clips entstanden – zum Beispiel zur Figur „Der Zecher“. Auch zu eigener Lyrik und zum Beispiel zu einem Kinderbuch der in Berlin lebenden (ehemals Ferdinandshof) Malerin Constanze Wiechert hat Schmal Clips gestaltet. Und ein zweites Büchlein kündigt sich an. Die Geschichte von Pinocchio, einer Kinderbuchfigur des italienischen Autors Carlo Collodi, hat Schmal als Clip gestaltet.

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Ob dies Möglichkeiten sind, etwas zur Rente hinzuzuverdienen? Michael Schmal weiß es nicht. Und das sei auch nicht vorrangig. Viel wichtiger: Er hat diese Möglichkeit kreativen Gestaltens für sich entdeckt. Und er hofft, dass er damit andere unterhalten, ihnen eine Freude bereiten kann. Trotzdem fehlt in dieser Zeit der direkte Kontakt zum Publikum. Und damit dessen Reaktion auf Vorgetragenes, die Rückmeldung eben, ob Schmal die richtigen Worte gefunden, die richtige Geschichte herausgesucht hat. Damit muss er ebenso wie viele andere aber wohl noch eine Weile leben.

Wenn jemand seine Lieblingsgeschichte oder ein eigenes Hörbuch für Kinder oder Enkelkinder mit auf den Gabentisch zu Weihnachten legen möchte, dann kann Schmal bestimmt helfen. Mehr Informationen gibt es auf seiner Internetseite www.michaelschmal.com oder per E-Mail: [email protected].

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