StartseiteRegionalUeckermündeBiberschäden zwischen Haff und Friedland kosten 60.000 Euro

Naturschutz

Biberschäden zwischen Haff und Friedland kosten 60.000 Euro

Uecker-Randow Region / Lesedauer: 5 min

Es gab Zeiten, da galt der Biber hierzulande als ausgestorben. Heute sorgt er in Vorpommern zunehmend für Probleme.
Veröffentlicht:05.02.2022, 17:37

Artikel teilen:

Jürgen Barth, Jürgen Henke und Praktikant Johannes Schneider haben keinen Zweifel: Die Biberburg am Grambiner See ist besetzt. Woran sie das erkennen, erklärt Naturparkranger Jürgen Barth und zeigt auf die frisch abgenagten Hölzer, die ganz oben auf der Burg liegen und sie immer weiter wachsen lassen.

Überall in der Nähe hat der Biber weitere Spuren hinterlassen und zahlreiche Bäume angenagt. „Außerdem ist der Bau mit Sand und Schlamm abgedichtet, und man erkennt die frischen Pfade, die der Biber nutzt“, erklärt der Ranger weiter.

Lesen Sie auch: So nagt sich der Biber durch Vorpommern

Kein Winterschlaf für emsige Nager

Die in der Biberburg lebenden Nager schlafen vermutlich gerade und kommen erst in der Dämmerung wieder heraus, sagt Barth. Winterschlaf halte das besonders geschützte Tier allerdings nicht, aber es vermindere seine Aktivitäten. Auf den Winter seien die Biber sehr gut vorbereitet.

Ringsherum knacken die Bäume und bewegen sich im Wind hin und her. Gar nicht so ungefährlich für Spaziergänger: Einige angenagte Erlen scheinen jeden Moment umzustürzen.

Während sich die Mitarbeiter der Naturwacht alles genau anschauen und dabei auch den Fressplatz und ein Nahrungsfloß des größten heimischen Nagetieres entdecken, pflegen sie mithilfe eines Smartphones die neuen Erkenntnisse gleich in die Datenbank des Landes ein. Am Schreibtisch werden später weitere Informationen hinzugefügt. Diese Daten sind wichtig, um die Entwicklung der Biberpopulation beurteilen zu können.

Bestand am Haff seit 2006 jährlich überprüft

Der Biber war in fast allen Teilen Deutschlands ausgestorben, auch in unserer Region. Er hat sich dank Wiederansiedlung an der Peene und unter Schutzstellung sehr gut ausgebreitet, sagt Jürgen Barth. 1997 wurden die ersten Anzeichen des Bibers in der Ueckermünder Heide entdeckt. Mittlerweile ist unsere Region vollständig von ihm wieder besiedelt.

Dafür gibt es sogar ziemlich genaue Zahlen, denn jedes bekannte Revier wird im Zuge des Biber-Monitorings seit 2006 im Naturpark „Am Stettiner Haff“ erfasst und mindestens einmal im Jahr von den Rangern aufgesucht. Ziel ist es, Erkenntnisse über Bestand, Verbreitung und Entwicklung der Biberpopulation im Naturpark zu dokumentieren.

Anfang 2020 wurden im Naturpark insgesamt 185 Reviere gezählt. Auch im Jahr 2021 wurden vor allem im südöstlichen Teil des Naturparks neue Biberreviere festgestellt. „Wir rechnen dann pro Revier mit dreieinhalb Tieren“, sagt Naturparkleiter Jochen Elberskirch. Das sei eine gute Größe, mit der man arbeiten könne.

Biber breiten sich immer weiter nach Norden aus

Der Biber sorgt mancherorts jedoch auch für Probleme. Da der Nager streng geschützt ist, bedürfen alle Ansätze zur Lösung von Konflikten einer fachmännischen Begutachtung und oft einer Ausnahmeregelung durch die Untere Naturschutzbehörde.

Diese Behörde agiert aber nicht allein. Es gibt weitere Beauftragte für das Bibermanagement. Die Umweltplan GmbH, die in Stralsund ihren Sitz hat, beobachtet die Entwicklung der Biberpopulation, sagt Kai Schmidt. Der Bereich Vorpommern mit der Ueckermünder Heide und der Friedländer Großen Wiese sei ganz klar der Schwerpunkt, denn dort haben sich die Biber in den vergangenen Jahren sehr stark verbreitet, sagt der Mann von der Umweltplan GmbH. Und die Großnager breiteten sich weiter aus, in Richtung Norden – in die Boddengebiete, die Gebiete bei Ribnitz und Stralsund.

„Wir sind gewissermaßen im staatlichen Auftrag tätig“, sagt Kai Schmidt. Gemeinsam mit einem Büro in Ratzeburg sei man privatwirtschaftlich unterwegs – als Entlastung für die Unteren Naturschutzbehörden, die mit dem Bibermanagement überfordert seien.

Mehr als 320 Biberkonfliktstellen

Und was machen diese Beauftragten für das Bibermanagement? „Biber sind geschützte Tiere. Man kann also nicht einfach beigehen und die Biber womöglich beseitigen“, sagt Kai Schmidt. In Fällen, wo es Probleme mit dem Nager gibt, wird genau geschaut, worin dieses Problem besteht. „Wir beraten dann, beispielsweise mit den Wasser- und Bodenverbänden, und machen Vorschläge. Das kann zum Beispiel sein, dass wir sagen, ein Biberdamm muss abgebaut werden“, so der Mann vom Bibermanagement.

„Wir helfen also den Auftraggebern, ihre Situation darzustellen und damit dann zu den Naturschutzbehörden zu gehen, um dort bei Notwendigkeit eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten.“ Bei solchem Vorgehen stehe immer die Frage, welches die Vor- und Nachteile sind, die sich aus den Maßnahmen für oder gegen die Bibertätigkeit ergeben.

Dass es da viel zu tun gibt, macht ein Blick in die Friedländer Große Wiese deutlich. Der für Teile des Gebietes zuständige Wasser- und Bodenverband „Landgraben Friedland“ führt schon seit Jahren Buch über die Biber und die Schäden. „Mehr als 320 Biberkonfliktstellen gibt es im Verbandsgebiet, also Stellen, wo Biber Probleme machen“, hat Geschäftsführerin Irene Kalinin bereits im Vorjahr konstatiert.

Was heißt, dass an all diesen Stellen auch permanent nach Lösungen gesucht werden muss. Mit Augenmaß, denn es sind Naturschutz-Vorgaben einzuhalten. Was auch bedeutet, dass der Papierkram dazu nicht eben wenig ist. Von den Kosten ganz zu schweigen. „Jährlich müssen wir etwa 60.000 Euro wegen der Biberschäden aufwenden, das ist Geld, das an anderer Stelle fehlt“, so die Zahlen, die Verbandschef Udo Heinzelmann genannt hat.