StartseiteRegionalUeckermündeBreitband-Ausbau bringt Bürgermeister auf die Palme

Kein schnelles Internet für alle

Breitband-Ausbau bringt Bürgermeister auf die Palme

Ueckermünde / Lesedauer: 3 min

Noch immer wartet die Haff-Region auf ein flächendeckendes schnelles Internet. Auch Ueckermündes Bürgermeister Jürgen Kliewe wartet darauf – und hat nun mächtig Dampf abgelassen.
Veröffentlicht:08.04.2020, 09:18

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„Turbo-Internet für alle“ – mit diesem Spruch wirbt das Bundesministerium für digitale Infrastruktur. Doch was eigentlich schon längst hätte umgesetzt werden sollen, lässt auf sich warten. Die beiden Projektgebiete für die Städte und Gemeinden in der Haff-Region sind nach Angaben des Landkreises auf der eigenen Internetseite noch nicht einmal angelaufen. „Soweit ich weiß, wurde auch noch kein Vertrag für den Breitband-Ausbau bei uns unterschrieben. Es kann nicht sein, dass alles so lange dauert. Das ist total unbefriedigend“, sagt Ueckermündes Bürgermeister Jürgen Kliewe. Die Stadt gehört wie auch alle Kommunen des Amtes „Am Stettiner Haff“ zum Projektgebiet VG 25-06. Die Kommunen des Amtes „Torgelow-Ferdinandshof“ zählen zum Projektgebiet VG 25-07.

Von 4600 Haushalten profitieren nur 150

Der Landkreis fordert mit dem neuen Glasfaseranschluss als Mindestbandbreite für private Anschlussnehmer 50 Megabit je Sekunde und für gewerbliche Anschlussnehmer sowie alle öffentlichen Einrichtungen 1 Gigabit pro Sekunde. Doch der Breitband-Ausbau lässt nicht nur auf sich warten, sondern viele Haushalte werden zunächst gar keinen Glasfaseranschluss bekommen, solange das aktuelle Bundesprogramm auch tatsächlich so umgesetzt wird.

Das Programm fördert nämlich nur Bereiche, in denen derzeit Internetgeschwindigkeiten von unter 30 Megabit je Sekunde anliegen. Alle anderen Haushalte und Einrichtungen gehen leer aus. „Wir haben ungefähr 4600 Haushalte. 150 sollen einen Glasfaseranschluss bekommen. Das ist nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Kliewe, der deshalb mächtig Dampf ablässt: „Das Förderprogramm der Bundesregierung ist zwar schon seit Jahren da, doch der Fortschritt bei der Umsetzung scheint ähnlich zu sein wie die Netzgeschwindigkeit derzeit – nämlich im Schneckentempo.“

Schnelles Internet könnte Zuwachs bringen

Fachleute hätten einen flächendeckenden Ausbau mit Glasfaserleitungen längst gefordert, so Kliewe: „Doch dies ist eben teuer, sodass wir nach einem Breitbandausbau in den nächsten Jahren wieder technisch veraltet sein werden und uns mit unseren vorhandenen Anschlüssen irgendwo im weltweiten Ranking im hinteren Mittelfeld bewegen.“ Kliewe bezeichnet das Programm des Bundesministeriums als „falsch angelegt“. „Irgendwann muss wieder Geld in die Hand genommen werden. Das ist alles Wischiwaschi!“

Dabei wäre schnelles Internet wichtig, um auch junge Familien in die Region zu locken. „Firmen und zunehmend auch die Bürger brauchen eine schnelle Internetverbindung, um Schritt halten zu können mit der aktuellen Entwicklung. Von zu Hause aus arbeiten ist mit einer langsamen Leitung doch kaum möglich“, sagt Kliewe. Und auch die Schulen, die nach jetzigem Stand ebenfalls leer ausgehen würden, bräuchten eigentlich schnellere Leitungen. „Im nächsten Jahr soll der Digitalpakt realisiert werden, aber das ist ohne Glasfaser nicht möglich. Niemand sagt, wie die Lösung für die Schulen aussieht“, beklagt Bürgermeister Kliewe.