Nachwuchs-Crosser wollen hoch hinaus
Die Benzinbrüder vom Haff
Eggesin / Lesedauer: 5 min
Mit einer kleinen Crossbahn auf dem Grundstück der Großeltern fing vor zwölf Jahren alles an. Mittlerweile ist Lokalmatador Erik Lange eine feste und gefürchtete Größe in der Motocross-Szene. Auch sein kleiner Bruder Finn, der ja quasi auf den Crossplätzen des Landes aufgewachsen ist, hat sich bereits einen Namen gemacht.
Das Motocross-Hobby von Sohnemann Erik bestimmt seit vielen Jahren das komplette Familienleben. „Das ganze Jahr richtet sich nach dem Sport“, sagt Vater Danilo Lange. „Familiäre Angelegenheiten, Termine, Dienstpläne – alles wird mit den Rennterminen abgestimmt. Von Anfang April bis Ende Oktober verbringen wir quasi die Wochenenden auf den Crossplätzen in ganz Deutschland. Der Wohnwagen ist unser zweites Zuhause.“
Schon mit vier Jahren saß er auf dem Mottorrad
Bereits mit vier Jahren saß der heute 16-jährige Gymnasialschüler auf seinem ersten Motorrad. Aus dem Hobbyspaß wurde schnell pure Leidenschaft. Erik war talentiert. Das merkten die Eltern schnell und meldeten ihren Sohn im Alter von sechs Jahren zu seinem ersten Hobbyrennen an. Seitdem steht die ganze Familie hinter ihrem Sprössling. Onkel Rainer ist eine wichtige Stütze und fast bei jedem Rennen mit dabei. Auch die Großeltern unterstützen, wo sie nur können.
Neben dem regelmäßigen Training auf dem Motorrad steht jedoch noch mehr Sport auf dem Wochenprogramm des Schülers. Seit mehr als fünf Jahren steht dem Nachwuchs-Crosser Fitnesstrainer Mirko Kopmann aus Eggesin zur Seite. Kraft und Koordination werden beim Kickboxen und Fahrradfahren trainiert. Man sagt nicht umsonst: Crosser werden im Winter gemacht. Disziplin und Fleiß zahlen sich aus, und so stehen bereits etliche Pokale im Regal des Eggesiners, unter denen sich auch zahlreiche Landesmeistertitel befinden.
Ein schwerer Sturz machte ihm einen Strich durch die Rechnung
In der vergangenen Saison allerdings reichte es für den mittlerweile jugendlichen Eggesiner jedoch nicht für das Treppchen, denn durch einen schweren Sturz gleich beim ersten Rennen schoss er sich quasi schon dort für die Gesamtwertung ins Aus. „Ich hatte mir das Schlüsselbein gebrochen und hatte überall Schürfverletzungen“, erinnert sich Erik. Nach dem ersten Schock ging es mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus. Da wusste er: Die Saison ist gelaufen. Noch am selben Abend beschloss die Familie, nach Eriks vollständiger Genesung auf ein größeres Bike umzusteigen und den Rest des Jahres als Trainings- und Einfahrzeit mit dem 250-Kubik-Motorrad zu nutzen.
Aber für noch etwas anderes hatte der Eggesiner nun genügend Zeit. Wie viele andere Jugendliche auch konnte er es kaum erwarten, endlich auch auf der Straße fahren zu dürfen. Erik machte seinen Führerschein für die 125-Kubik-Klasse. Natürlich brauchte er nur wenige Praxisstunden. Kurz nach seinem 16. Geburtstag hielt er den Führerschein stolz in den Händen und begann auch wieder mit dem Training auf der Strecke. „Ende August konnte ich dann mein erstes Rennen zum Einstieg in die 250iger Klasse fahren!“, erzählt er. Bei diesem Landesmeisterschaftslauf schaffte es der talentierte Eggesiner gleich auf den dritten Platz und meldete sich somit nach der Verletzungspause zurück.
Volle Konzentration liegt auf Landesmeisterschaft
Mittlerweile besucht der mehrfache Landesmeister und Gymnasialschüler die zehnte Klasse und möchte natürlich, dass die Schule nicht zu kurz kommt. „Wir fahren in dieser Saison nicht mehr bei den Deutschen Meisterschaften mit“, erzählt er. „Die Läufe sind einfach zu weit weg, und Erik müsste so fast jeden Freitag in der Schule fehlen und wäre auch am Montag noch ziemlich kaputt“, fügt Papa Danilo Lange hinzu.
Die volle Konzentration liegt also auf der Landesmeisterschaft, und da möchte der 16-Jährige dieses Jahr wieder richtig angreifen. Sobald es das Wetter zulässt, wird trainiert. Auch Bruder Finn ist natürlich dabei und nimmt in der 65-Kubik-Klasse an der Landesmeisterschaft teil.
Auch für den neunjährigen Lange-Sprössling verlief die vergangene Saison nicht ganz so rosig. Aufgrund einer Handverletzung durch den Sturz mit der 65-Kubik-Maschine musste auch Finn eine Zwangspause einlegen. „Der Unfall war eine Startverletzung, und es sind dann sogar einige Fahrer über ihn rüber gefahren“, erinnert sich der Vater mit Schrecken. „Danach steigerte er sich von Rennen zu Rennen“, lobt er. „Er ist auf der neuen Maschine angekommen und fährt jetzt viel vernünftiger und überlegter.“
Die Familie musste sich manchmal sogar teilen. Einer fuhr mit Erik und der andere mit Finn, denn nicht immer fielen die Rennen auf dasselbe Wochenende und dieselbe Strecke.
Das Highligt ist das Heimrennen
Das alles wäre natürlich ohne die Hilfe der Sponsoren nicht möglich. So sind die Langes froh und dankbar, dass ihnen Markus Hermann, Thomas Stresemann, Lutz Günther und Henry Haase zur Seite stehen. Aber auch der Team-Mechaniker und Motorrad-Doc Stefan Holz aus Wolgast ist einfach unverzichtbar. Teamchef und Hauptsponsor Markus Hermann, selbst siebenmaliger Landesmeister, ist besonders stolz auf seine Jungs und erwartet natürlich auch Leistungen, und die bringen die beiden Lokalmatadore.
Ein Highlight wird dieses Jahr definitiv das Heimrennen am 7. Juli sein, und zumindest an diesem Tag muss sich die Familie nicht teilen. Beide Jungs freuen sich schon jetzt auf das Ueckermünder Rennen, von dem wir natürlich ausführlich berichten werden.
„Ich freue mich total auf die kommende Saison und ganz besonders darauf, meine Crosser-Freunde endlich wiederzusehen“, sagt Erik. „Auch in der elften Saison macht es noch genauso viel Spaß wie am ersten Tag. Auf dem Crossplatz sind alle eine große Familie.“