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Fahrrinne zu flach – Industriehafen am Haff droht die Schließung

Ueckermünde / Lesedauer: 4 min

Die Zufahrt zum Industriehafen ist nicht tief genug, damit ihn voll beladene Schiffe ansteuern können. Das könnte dazu führen, dass sich der Umschlag über Berndshof nicht mehr lohnt.
Veröffentlicht:04.11.2022, 15:00

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Ein seltener Anblick: Zwei Küstenmotorschiffe laden im Berndshofer Industriehafen Teile für Windkraftanlagen. Riesige Naben, die am Torgelower Standort der Silbitz Group gegossen worden sind und nun auf dem Wasserweg nach Dänemark gebracht werden. „Dort werden die Teile dann weiter bearbeitet“, sagt Heiko Hacker, Geschäftsführer der Umschlaggesellschaft Industriehafen Ueckermünde und Hafenmeister in Berndshof. Wenn es nach ihm ginge, dann könnten jeden Tag im Berndshofer Hafen Schiffe anlegen, Ladung bringen und Ladung weitertransportieren. Denn das ist das Geschäft, das die Umschlaggesellschaft betreibt.

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Seit August 2020 dümpelt Geschäft vor sich hin

Doch dieses Geschäft dümpelt derzeit mehr oder weniger vor sich hin. Schon seit geraumer Zeit, wie der Hafenmeister sagt. Genauer: seit dem August 2020. Da habe sich herausgestellt, dass die Fahrrinne zum Hafen, die eigentlich eine Tiefe von 4,50 Metern haben soll, versandet und nur etwa vier Meter tief ist. Dabei sei die Fahrrinne erst 2017/18 bei Unterhaltsbaggerungen auf die Tiefe ausgebaggert worden, die der Hafen für einen optimalen Betrieb benötigt – eben jene 4,50 Meter. „Und solche Baggerungen sind normalerweise so angelegt, dass sie über etwa zehn Jahre die nötige Tiefe sichern“, sagt Hacker.

Nur eine nochmalige Ausbaggerung kann helfen

Dass die so genannte Standzeit diesmal nur etwas mehr als zwei Jahre gedauert hat, sei ärgerlich. Und auch ökonomisch ein Desaster. Immerhin können Schiffe den Hafen zwar anfahren, aber eben deutlich weniger Last transportieren. „Allein beim Roheisen bedeutet dies, dass der Umschlag um etwa 50 Prozent zurückgegangen ist.“ Im Jahr 2015 gingen noch etwa 53.000 Tonnen Roheisen über die Hafenkante, 2020 waren es dann nur noch rund 27.000 Tonnen.

Abhilfe schaffen könne nur eine nochmalige Ausbaggerung. Die sei zwar kostenaufwendig. Aber wenn der Industriehafen Berndshof überleben soll, dann komme man um diese Arbeiten nicht herum. Doch wer soll das bezahlen? Der Landkreis Vorpommern-Greifswald nicht, der ist für die Fahrrinne nicht zuständig. Da müsste das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Ostsee in die Pflicht genommen werden. Die Behörde, im Herbst 2010 aus den Wasserstraßen- und Schifffahrtsämtern Lübeck und Stralsund hervorgegangen, ist zuständig, weil es sich bei der Zufahrt zum Industriehafen um eine Bundeswasserstraße handelt.

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Beim Wasser- und Schifffahrtsamt scheint sich niemand für Berndshof zu interessieren

Entsprechende Anläufe für eine Baggerung hat Hafenkapitän Hacker mehrfach unternommen. „Mit dem damaligen Schweriner Verkehrsmister Christian Pegel, der hat seinerzeit mit vielen Ämtern und Politikern gesprochen.“ Dem Minister aber seien die Hände gebunden gewesen – es sei Bundesangelegenheit, die Fahrrinne ausbaggern zu lassen. Doch der Geschäftsführer der Umschlaggesellschaft hat den Eindruck, dass sich beim WSA niemand so richtig für die Probleme des Hafens in Berndshof interessiert. „Und ich glaube, das trifft auch auf andere Häfen in Vorpommern zu.“

Ändert sich nichts, fährt Gesellschaft Arbeit Ende März herunter

Tut sich in Sachen Fahrrinnentiefe nichts, dann wird die Betreibergesellschaft ihre Arbeit zum Ende März 2023 herunterfahren, kündigt der Geschäftsführer an. Das bedeutet im Klartext: Das Unternehmen wird wohl seinen Betrieb einstellen. Dass der Industriehafen, sollte es wirklich dazu kommen, dann zum Untergang verurteilt ist, will sich Hacker nicht vorstellen. Womöglich kommt aus der Bundespolitik noch Hilfe. Schließlich haben zwei Bundestagsabgeordnete im Landkreis Vorpommern-Greifswald ihre Wahlkreise. Philipp Amthor (CDU) und Erik von Malottki (SPD). „Ich wäre froh, wenn die helfen könnten – allerdings habe ich beide noch nicht persönlich kennengelernt.“

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