Gemeinsame Polizeiarbeit
Großübung: Positive Bilanz, kleine Mängel
Ueckermünde / Lesedauer: 3 min
Die Übung endete mit einem filmreifen Happy End: Mutter Nadja und ihre Kinder Paulina und Adrian nach der Entführung gerettet, ihr Ex-Mann Viktor und sein Komplize in Haft. Nach der bisher größten grenzüberschreitenden Polizeiübung mit deutschen und polnischen Einsatzkräften zogen deren Chefs Bilanz. Polizeipräsident Nils Hoffmann-Ritterbusch vom Polizeipräsidium Neubrandenburg: „Vom Ergebnis her, denke ich, haben wir eine gute Übung gemacht. Aber es schleichen sich immer Fehler ein oder es gibt gute Ideen, die sich dann nicht realisieren lassen.“ Sein Stettiner Kollege Jacek Cegiela: „Wir haben alle unsere Ziele erreicht. Das war ein Durchbruch in unseren Beziehungen.“
Am Mittwoch waren 420 Polizisten aus Deutschland und 330 Beamte aus Polen im Waldgebiet zwischen Hintersee und Dobieszcyn (Polen) im Einsatz. Polizeihubschrauber kreisten am Himmel, die L28 wurde gesperrt, Polizisten durchkämmten zu Fuß, mit Autos und Fährtenhunden die ganze Gegend. Auch berittene Polizei kam zum Einsatz. Begonnen hatte die Entführungsübung morgens in Ribnitz-Damgarten. Erfolgreich beendet wurde sie gegen 16 Uhr hinter der Grenze in Polen.
Nicht alles lief reibungslos
Polizeipräsident Nils Hoffmann-Ritterbusch räumt ein, dass nicht alles reibungslos lief: „Es gab Kommunikationsprobleme. Wir müssen noch daran arbeiten, eine gemeinsame Polizeisprache zu finden, bei der ein Begriff nicht verschiedene Bedeutungen hat. Es wurde zum Beispiel an der falschen Stelle gesucht, und die Information über diesen Fehler kam bei der Einsatzleitung nicht an. Ich bin allerdings sehr froh, dass wir den Einsatz üben konnten und er kein Ernstfall war.“ Sein Stettiner Kollege Cegiela sieht die Polizeikräfte bei der Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität „gut aufgestellt“: „Die Bürger in unserer Region können
sich noch sicherer fühlen.“
Die gemeinsame Polizeiarbeit wird dadurch erleichtert, dass Deutschland und Polen bei Entführungsfällen mit der gleichen Taktik vorgehen. Oberste Priorität hat in beiden Ländern die Sicherheit der Opfer. Das bedeutet: keine Druckausübung auf die Täter. Auch die Medien werden nicht eingeschaltet, damit Täter keine Informationen zum Fahndungsstand bekommen. Hoffmann-Ritterbusch: „Normalerweise lassen wir uns nicht gern in die Karten schauen, das war diesmal anders.“ Drei Monate lang hatten sechs Beamte die Übung vorbereitet, die Medien wurden im Vorfeld und während der Übung informiert.
Im Jahr 2014 war das Abkommen zur deutsch-polnischen Zusammenarbeit unterzeichnet worden. Seitdem gingen einige Fallzahlen bei der grenzüberschreitenden Kriminalität deutlich zurück. Im Bereich der Kriminalpolizei Anklam waren es im Jahr 2015 noch 131 Fälle, in 2018 gab es laut Statistik bisher nur noch 46 Fälle. Beim Autodiebstahl halbierte sich im Bereich Anklam im gleichen Zeitraum die Zahl der Fälle von 80 auf 42.