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Huflattich - schön und heilend

Eggesin / Lesedauer: 3 min

Von unserem MitarbeiterHartwig K. NeuwaldEndlich – ein Hauch Frühling macht sich in unserer Region breit und somit auch der Huflattich. Für unsere ...
Veröffentlicht:10.04.2013, 02:39

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Von unserem Mitarbeiter
Hartwig K. Neuwald

Endlich – ein Hauch Frühling macht sich in unserer Region breit und somit auch der Huflattich. Für unsere Vorfahren war er nicht nur ein Zeichen für die wärmere Jahreszeit, sondern eine
der ersten Heilpflanzen, die im Frühjahr blühten. Er wurde zur Linderung
von vielen Leiden eingesetzt. Die Indianer Nordamerikas würzen
mit Huflattich sogar ihre Fleischgerichte.

Eggesin.Nachdem Schneeglöckchen, Krokus und Co. den Blütenreigen zum Jahresanfang eröffneten, präsentiert nun der Huflattich seine leuchtend gelben Blüten. Da der rübenartige Wurzelstock dieses Korbblütlers besonders gut auf lehmhaltigen Böden gedeiht, kann man bei uns die Pflanze vor allem am Rande ehemaliger Tongruben häufig entdecken.
Für unsere Vorfahren war der Huflattich eine der ersten Heilpflanzen, die im Frühjahr blühten und die man sammelte und zur Linderung vielerlei Leiden einsetzte. Ihre arzneiliche Nutzung ist über 2000 Jahre alt. So empfahl schon Pedanios Diocurides,Leibarzt des römischen Kaisers Nero und der wohl berühmteste Pharmakologe des Altertums, Huflattich als Mittel gegen Brustentzündungen.
Sein Kollege Plinius der Ältere verordnete hustenden Patienten, den Rauch brennender Huflattichblätter einzuatmen. Auch im Mittelalter war der Frühblüher ein sehr begehrtes Kraut. Hildegard von Bingen, Paracelsus, Hieronymus Bock und Petrus Adreas Matthiolus erwähnten ihn in ihren Kräuterbüchern als Mittel gegen Husten, Asthma und Bronchitis, aber auch gegen Bauch- und Magenschmerzen. Unbestritten ist bis heute die hustenstillende, schleimlösende Wirkung des Huflattichs.
Diese Wirkung beruht hauptsächlich auf dem hohen Gehalt der Blüten und Blätter an schleimlösenden Substanzen und Gerb- und Bitterstoffen. Nachdem Huflattich jahrhundertelang als Tee und Saft eines der beliebtesten Mittel gegen Husten war, verschwand er plötzlich Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts fast vollständig aus den Apotheken.
Grund waren wissenschaftliche Studien und der Verdacht, dass die im Hufflattich enthaltenden Pyrrolizidin – Alkaloide (PA) krebserregend und leberschädigend wirken könnten. Als Reaktion darauf, werden heute in den Apotheken nur noch Tees und Präparate aus neuen, PA-freien Züchtungen gehandelt. Diese können jetzt bedenkenlos genutzt werden. Wer lieber selber in der freien Natur Huflattichblüten und -blätter für seinen Tee sammeln will, sollte den Rat der Pharmakologen befolgen und diesen nie länger als eine Woche hintereinander trinken.
International schätzt man den Huflattich, der 1992 zur Heilpflanze des Jahres gekürt wurde, übrigens nicht nur als Arznei. In etlichen Ländern ist er ein traditioneller Bestandteil der regionalen Küche. So werden aus den Blüten der Pflanze Sirup, Gelee oder diverse Naschereien zubereitet. Die jungen Blätter füllt man unter anderem mit Fleisch oder verarbeitet sie als Gemüse. Eine bemerkenswerte Verwendung findet Huflattich bei den Indianern Nordamerikas. Hier nutzt man den hohen Gehalt der Blätter an Kaliumchlorid und würzt mit deren salzhaltiger Asche Fleischgerichte sowie den Brotteig.