Krankenhaus
Kinder suchen verzweifelt Vater in Ueckermünder Ameosklinik
Ueckermünde / Lesedauer: 3 min
Vier Geschwister haben eine Odyssee mit dem Ueckermünder Ameos Klinikum hinter sich. Sie suchten ihren 84-jährigen Vater Joachim Klein, der aufgrund eines schweren Sturzes mit einem Oberschenkelhalsbruch im Ueckermünder Krankenhaus lag. Als aber Jana Klein, eine Tochter des Mannes, ihn besuchen wollte, war er nicht mehr auffindbar.
Viele Stunden der Ungewissheit
Diesen Tag werden die Geschwister so schnell nicht vergessen. Als „Horrorgeschichte“ beschreibt die 43-jährige Mira Araujo Klein das Erlebnis. „Fürchterliche Stunden“ seien es für ihre Schwester Jana Klein aus Anklam gewesen. „Stundenlang konnte mir niemand sagen, wo mein Vater abgeblieben ist“, erinnert sie sich. Mittlerweile steht fest: Der Rentner befand sich zu diesem Zeitpunkt längst auf der Intensivstation in der Greifswalder Uniklinik. Weil dies der Familie aber nie mitgeteilt wurde, erwarten die Geschwister jetzt eine angemessene Reaktion des Klinikums.
Um wie viele Stunden der Ungewissheit es sich genau handelte, das weiß die 55-jährige Jana Klein gar nicht mehr so genau. „Weil ich so unter Stress stand, habe ich die Zeit völlig vergessen“, sagt sie. Etwa vier Stunden könnten es gewesen sein. Zwischenzeitlich rechnete die Frau bereits mit dem Schlimmsten, wie sie sagt. „Unser Vater hätte auch versterben können“, sagt ihre Schwester Mira Araujo Klein.
Ein Arzt gab späte Auskunft
Noch am Tag zuvor erhielt der Rentner im Klinikum Besuch von seinem Sohn. Da soll dem 52-Jährigen mitgeteilt worden sein, dass sich der Vater am Folgetag einer Computertomografie unterziehen müsse. Doch als ihn Jana Klein daraufhin besuchen wollte, fand die älteste Tochter ein leeres Patientenbett vor.
Zahlreiche Nachfragen beim Personal blieben ergebnislos, ehe ihr mitgeteilt wurde, ihr Vater sei bereits am Morgen entlassen worden. Weil der Mann aufgrund der Fraktur am Oberschenkelhals aber keineswegs in der Lage war, aufzustehen, wurde die Tochter misstrauisch.
In einer Anklamer Seniorenresidenz, wo Joachim Klein seit Jahren untergebracht ist, sei er nie angekommen, hieß es dort auf Nachfrage. Auch im Anklamer Krankenhaus, wo die dritte Tochter Kati Kracht auf Verdacht zeitgleich nach ihrem Vater suchte, war Joachim Klein nicht.
Im weiteren Verlauf, so schildert es Jana Klein, wurde sie auf die Intensivstation geschickt. „Allerdings war auch dort niemandem ein Herr Joachim Klein bekannt“, so die Tochter. Ein Notarzt habe ihr daraufhin mitgeteilt, dass der Vater bereits in der Nacht in die Uniklinik nach Greifswald verlegt worden sei. „Er konnte mir nicht sagen, warum, und empfahl mir, direkt nach Greifswald zu fahren.“ Und tatsächlich: Der 84-Jährige war auf der Intensivstation anzutreffen, allerdings kaum ansprechbar, wie Jana Klein erzählt. Der Zustand ihres Vaters sei nach wie vor kritisch.
Familie prüft juristische Konsequenzen
Vom Umgang des Klinikums mit der Situation ist die Familie enttäuscht. Auch der Notfallkontakt ihres Vaters wurde zu keinem Zeitpunkt kontaktiert, erzählen die Geschwister.
Dem Nordkurier teilte das Klinikum in Ueckermünde auf Anfrage mit, dass zu patientenbezogenen Daten keine Auskunft an die Presse gegeben werden könne. Gleichzeitig könne man allerdings versichern, dass Beschwerden im Haus sehr ernst genommen und zügig bearbeitet würden. „Genauso wichtig ist es uns, im gemeinsamen Gespräch mit den Patientinnen und Patienten – sofern dies gewünscht ist – die genauen Umstände zu besprechen und zu klären.“
Ein Angebot des Beschwerdemanagements der Klinik zum Gespräch hat Jana Klein mittlerweile bekommen. Dies wollen die vier Geschwister nun auch annehmen. Weil Jana Klein in einer unzumutbaren psychischen Belastungssituation allein gelassen worden sei, will die Familie nun prüfen, ob das Verhalten der Klinik juristische Konsequenzen hat.