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Corona-Pandemie

Kranke Ueckermünderin vermisst schmerzlich ihre polnische Therapeutin

Ueckermünde / Lesedauer: 3 min

Gabriela ist im Haus von Familie Viestenz gern gesehen. Die polnische Ergotherapeutin kümmert sich um Simone Viestenz, die 2012 einen Schlaganfall erlitten hat und seitdem auf umfassende Hilfe angewiesen ist, eben auch auf Ergotherapie. Doch die derzeitige Lage lässt nicht zu, dass die polnische Fachfrau ihren Job hier in Deutschland machen kann.
Veröffentlicht:05.05.2020, 14:41

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Mit Spannung verfolgen Simone und Harald Viestenz alles, was zum Thema Corona derzeit von den Medien verbreitet wird. Und ganz besonders das, was Regelungen für die Berufspendler aus Polen angeht. Da sind die ersten Lockerungen von polnischer Seite aus genehmigt, und die Fachleute aus dem Nachbarland können nun wieder über die Grenze, um ihrer Arbeit nachzugehen. Aber nicht alle. Nach wie vor gibt es Einschränkungen, denn die Quarantänebestimmungen gelten noch immer für medizinisches Personal. Also für Ärzte, Pfleger, Therapeuten. 

Schon acht Wochen keine Ergotherapie mehr

Was bedeutet, dass Simone Viestenz schon seit mehr als acht Wochen auf ihre Ergotherapeutin warten muss. Gabriela, die in Stettin wohnt und in der Ergotherapie von Petra Ehlert in Torgelow angestellt ist, betreut Simone Viestenz schon seit sechs Jahren. Besonders wichtig für die Bellinerin, die im Januar 2012 einen Schlaganfall erlitten hat und seitdem ständige Betreuung braucht, ist die Hilfe einer Ergotherapeutin wie Gabriela.

Längere Unterbrechungen können alles zunichte machen

Die kam sonst ein- bis zweimal die Woche und hat eine halbe, dreiviertel Stunde mit Simone Viestenz Übungen gemacht. Solche Übungen sind für Patienten nach Schlaganfällen oder nach Schädel-Hirn-Verletzungen sehr wichtig, sagt Ehemann Harald Viestenz. Die Übungen können geschädigte Hirnareale zwar nicht ersetzen, aber bewirken, dass Nervenverbindungen im Gehirn durch ständiges Üben zum Teil wieder hergestellt und erhalten werden können. „Aber das funktioniert nur, wenn es diese Übungen ständig gibt“, sagt Harald Viestenz. Längere Unterbrechungen können den über lange Zeit erworbenen Lernerfolg deutlich schmälern, gar komplett zunichte machen. „Dann muss womöglich ganz von vorn angefangen werden“, sagt der Belliner.

Die Polin hat ein Kind und pflegt ihre Mutter

Familie Viestenz hofft, dass Ergotherapeutin Gabriela bald wieder regelmäßig ins Haus kommt. „Sie könnte zwar, wenn sie sich an die Quarantänebestimmungen hält, hier in Deutschland bleiben, und es würde ein Zuschuss gezahlt für eine Unterkunft. Aber sie wäre längere Zeit von zu Hause weg. Das geht aber nicht, sie hat ein Kind, ist alleinerziehend und muss sich zudem um ihre Mutter kümmern“, weiß Harald Viestenz. Auch der Versuch, anderswo ergotherapeutische Hilfe zu bekommen, hat keinen Erfolg gebracht. Eine Ergotherapie-Praxis in Ueckermünde sei schlichtweg überlastet, der Weg zu anderen zu aufwendig, sagt der Belliner.

Auch die Injektionen gegen die Schmwerzen sind verschoben worden

Insofern hoffen die Eheleute, dass bald wieder Normalität eintritt. Denn das, was sich Simone Viestenz nach ihrem Schlaganfall in jahrelanger Übung angeeignet hat, soll nicht wieder verloren gehen. „Ich hoffe, auch an solche Dinge denken die, die politische Entscheidungen treffen“, sagt Harald Viestenz. Das sei wichtig, und die Zeit dränge auch wegen anderer Dinge. Außer der Ergotherapie gibt es seit Wochen keine Physiotherapie mehr für seine Frau, nur gelegentlich übt eine Logopädin. Auch die Botoxinjektionen, alle drei Monate im Ueckermünder Ameos-Klinikum verabreicht, sind wegen der Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit verschoben. „Botox dient zur Muskelentspannung und lindern Schmerzen“, sagt Harald Viestenz. Dass die jüngste Injektion verschoben werden musste, spürt Simone Viestenz deutlich.