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Nach 14 Jahren

Musikmuschel in Ueckermünde nun für immer geschlossen

Ueckermünde / Lesedauer: 3 min

Im Jahr 2008 eröffnete die „Musikmuschel” in Ueckermünde. Musikalienhändlerin Waltraud Eberbach verkaufte hier Gitarren, Geigen und vieles mehr. Nun ist Schluss.
Veröffentlicht:30.12.2022, 11:57

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Wie viele Gitarren, Geigen, Cellos, Trompeten, Keyboards und andere Musikinstrumente sie über die Jahre in der „Musikmuschel“ in Ueckermünde verkauft hat, das kann Waltraud Eberbach gar nicht genau sagen. Klar ist, dass es in den 14 Jahren seit der Eröffnung des Geschäfts in der Ueckerstraße viele gewesen sein dürften. „Sogar ein Kontrabass war im letzten Jahr dabei“, erzählte sie.

Zwei sehr schlechte Jahre sind zu viel

Die gelernte Musikalienhändlerin bot auch Flöten, Mundharmonikas, Noten, Saiten und vieles mehr an, was zu einem richtigen Musikgeschäft gehört. Sie zog auf Wunsch auch neue Saiten auf. In dieser Woche hatte die 56-Jährige nur noch ein letztes Keyboard, einige Flöten und Mundharmonikas im Sortiment. Denn sie hatte sich dazu entschlossen, ihr Geschäft zum Jahresende aufzugeben.

Gründe dafür gibt es viele: Supermärkte würden billige Gitarren oder Keyboards verkaufen und den kleinen Händlern, und nicht nur den Musikgeschäften, das Leben schwer machen, meinte sie. Viele Leute würden im Internet bestellen, obwohl sie Instrumente und Zubehör auch über ihr Geschäft bestellen könnten. Dann die Corona-Zeit: Nach dem noch guten Jahr 2020 hatte sie 2021 und 2022 zwei sehr schlechte Jahre in ihrem Geschäft in der Ueckerstraße 56. „Die Prognose für 2023 ist auch nicht gut“, erläuterte sie. Weil schon 2018 kein so gutes Jahr war und die Leute in Krisenzeiten auch nicht mehr Geld ausgeben würden, werde es kaum besser werden.

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Waltraud Eberbach bedauere, dass mit der Kreismusikschule kein richtiger Kooperationsvertrag zu Stande gekommen sei, wo es doch nach ihren Worten solche Verträge anderswo in Deutschland gebe. Am Ende habe ihr auch zu denken gegeben, dass die Holzkunst zum Weihnachtsfest und zu Ostern, die sie vor etlichen Jahren dazu genommen hatte, fast genauso viel Umsatz einbrachten, wie der eigentliche Musikalienhandel. Und wenn es dann mit all diesen Einschränkungen unter dem Strich schwer wird, mit der Miete und den Nebenkosten auf Plus-Minus-Null zu kommen, dann habe sie keine Wahl mehr gehabt.

Dankeschön mit Rose

Zum ersten Mal kam Waltraud Eberbach mit ihrem Mann Ralf im Jahr 1999 aus den alten Bundesländern in die Region. Er habe bei der Bundeswehr gearbeitet. 2007 seien beide mit der Familie wieder hierher gezogen. Sie haben jetzt ein Haus in Mönkebude und sind hier ganz heimisch geworden. 2008 öffnete sie die „Musikmuschel“. Ihr Mann arbeitet jetzt als Küster bei der Kirchengemeinde. Die Kinder gingen hier zur Schule und würden auch an der Musikschule unterrichtet. Genauso wie Waltraud Eberbach selbst. „Ich nehme Cello-Unterricht“, erzählte sie.

In dieser Woche hatte die Musikalienhändlerin nun zum letzten Mal geöffnet. Am Mittwoch stand ein Schild „Alles muss raus“ vor der Tür. Eine langjährige Kundin bedankte sich mit einer Rose. Am Donnerstag war Waltraud Eberbach noch einige Stunden anzutreffen, um das Ladengeschäft für die Übergabe an den Vermieter Anfang Januar zu beräumen.

„Komisches Gefühl”

Leicht fällt Waltraud Eberbach der Schritt nicht. „Es ist schon ein komisches Gefühl“, sagte sie. Die 56-Jährige weiß, dass sie im erlernten Beruf in Ueckermünde und Umgebung keine Arbeit finden wird. Deswegen meldete sie sich schon beim Arbeitsamt, um möglichst schnell eine weitere Arbeitsstelle zu finden. Denn die Anstellung für acht Stunden in der Woche in der Kirchengemeinde Ueckermünde-Liepgarten reiche nicht aus. „Ich habe ja noch elf Jahre bis zur Rente“, sagte sie.

Damit ist fraglich, ob es jemals wieder eine Musikalienhandlung Ueckermünde geben wird. Denn so ein Geschäft war für eine Kleinstadt ohne Zweifel etwas Außergewöhnliches.

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