„Jung&Naiv”-Interview
Philipp Amthor, der neue Klassensprecher im Bundestag
Berlin / Lesedauer: 3 min
Philipp Amthor war 12 Jahre alt, als Angela Merkel (CDU) das erste Mal zur Bundeskanzlerin gewählt wurde. Seit dem ließ sich der Junge aus Vorpommern zum Klassensprecher wählen, trat in die CDU ein, schloss sein Abitur in Ueckermünde ab und studierte Jura in Greifswald. Jetzt ist er 24, trägt eine kleine Deutschland-Fahne am Revers und sitzt als jüngster Abgeordneter der neuen Unions-Fraktion im Bundestag. Angela Merkel ist derweil einfach weiter Kanzlerin geblieben und wird mit großer Wahrscheinlichkeit bald in ihre vierte Amtszeit starten. Ist das nicht langsam zu viel des Guten? Er sieht das nicht so eng: „Sie ist doch beliebt bei den Bürgern.”
Der Journalist Tilo Jung, der übrigens ebenfalls aus dem Nordosten kommt, hat mit Amthor ein großes Interview für das Projekt „Jung&Naiv” geführt. Gute 80 Minuten lang prasseln da verschiedenste Fragen auf den jungen Politiker ein, der bald das südliche Vorpommern und das östliche Mecklenburg im Bundestag vertritt.
Noch ist er kein Christ
Wollte er etwa schon immer Berufspolitiker werden? Nein, da habe sich im Grunde nur ein Zeitfenster aufgetan und das habe er genutzt. Warum die CDU? Das Wertefundament sei ihm wichtig, Christ ist er trotzdem (noch) nicht. Wie kann man Fluchtursachen in Nordafrika bekämpfen? Mehr Entwicklungshilfe, „da sind noch viele Hausaufgaben zu tun”. Schnell zeigt sich: Der kleine Amthor kann schon Antworten wie die Großen.
Seinen Wählern, da will er sich gerne festlegen, hat er ein paar mehr Polizisten in Grenznähe versprochen. Außerdem will er sein Versprechen einhalten, zukünftig für mehr Bürgernähe zu sorgen. Daher stand auch seine Handynummer auf den Wahlplakaten. Und bei Militäreinsätzen, das ist wichtig, stimmt er nur zu, wenn diese völkerrechtlich gedeckt seien.
Kiffer, Muslime und Homosexuelle
Beim Thema Cannabis bleibt er lieber vorsichtig. Kontrollierte Abgabe in Apotheken ist okay. Eine vollständige Freigabe hält er aber für schwierig, solange wissenschaftliche Erkenntnisse fehlen. Ob nicht viel eher Akohol eine Einstiegsdroge ist? Nein, nein, nein, kulturhistorisch gäbe es da einen ganz anderen Hintergrund, „der gehört halt einfach dazu”. Ein paar Kiffer zählt Amthor aber durchaus zu seinem Freundeskreis, sagt er.
Bei der „Ehe für alle” hätte Amthor Nein gesagt. Aber nur wegen verfassungsrechtlicher Bedenken, gegen Homosexuelle habe er natürlich trotzdem nichts. Einige Freunde seien sogar schwul.
Gehört der Islam zu Deutschland? Nein, natürlich nicht, sagt Amthor und schränkt ein: Er meint den politischen Islam. Die Trennung von Staat und Kirche sei sicherzustellen. „Grundsätzlich habe ich natürlich nichts gegen Moslems”, sagt Amthor und übrigens kann er auch die zu seinen Freunden zählen.