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Gewalttätiger Arzt

Sechs Monate Haft für Ameos-Psychiater

Pasewalk / Lesedauer: 3 min

Gagik I. zückte betrunken ein Messer, bedrohte damit einen Nachbarn und beschimpfte Polizisten als „Nazis“. Die Quittung dafür gab es jetzt vor dem Amtsgericht Pasewalk.
Veröffentlicht:26.02.2020, 05:42

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Er war verliebt, sie 20 Jahre jünger, Wodka floss in Strömen, später blitzte ein Messer auf, und Psychiater Gagik I. (57) musste von Polizisten in Handschellen abgeführt werden. Zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf zwei Jahre Bewährung plus einer Geldstrafe von 5000 Euro ist der Mediziner am Dienstag vom Amtsgericht Pasewalk verurteilt worden. Angeklagt war der Arzt, der angestellt ist im Ameos-Klinikum Ueckermünde, wegen einer ganzen Reihe von Straftaten.

Im Sommer 2018 hatte sich Gagik I., der aus Armenien stammt, in ein Abenteuer gestürzt mit der Polin Karolina M. „Sie war die falsche Frau, nicht gut für ihn, danach ging es steil bergab“, sagt der Bruder des Verurteilten. Gagik I. wurde versuchter Raub vorgeworfen, weil er seiner Freundin im Streit ein Handy wegnehmen wollte, das er ihr geschenkt hatte. Es kam zum Gerangel, gegenseitigem Geschubse, er gab ihr eine Ohrfeige. Vor Gericht widersprachen sich Zeugen. „Es gab bis zu fünf Versionen über diese Beziehungstat“, urteilte Amtsrichter Gerald Fleckenstein und wertete den Vorfall als „vorsätzliche Körperverletzung“.

Polizisten mit Kopfstößen attackiert

Im zweiten Verfahren ging es um eine „versuchte gefährliche Körperverletzung“. Gagik I. hatte in der Nähe seiner Wohnung Nachbar Marcel B. (29) mit einem gezückten Küchenmesser bedroht und sexuell anzügliche Bemerkungen gemacht. „Ich war in Angst, lief weg“, sagte Marcel B. vor Gericht. Ein Nachbar hatte bereits die Polizei gerufen. Als die Beamten am Tatort eintrafen, leistete Gagik I. bei der Festnahme erheblichen Widerstand. Er beschimpfte die Polizisten als „Nazis“, versuchte sie mit Kopfstößen zu verletzen. Der Atemalkoholtest ergab 2,41 Promille. Amtsrichter Fleckenstein beurteilte das Verhalten des Psychiaters als „verstörend“, berücksichtigte aber auch „verminderte Schuldfähigkeit“ wegen des erheblichen Alkoholkonsums. „Ich war alkoholkrank, möchte mich bei meinem Nachbarn entschuldigen“, gab sich Gagik K. kleinlaut und einsichtig.

Den Verantwortlichen im Ameos-Klinikum Ueckermünde waren die Probleme des Psychiaters nicht verborgen geblieben. Bei der Polizei und selbst beim Nordkurier hatte es Beschwerden über seine Einschätzungen gegeben. Am 1. Oktober 2018 entließ ihn Ameos. Gagik K. machte eine Entziehungskur, ist nach eigenen Angaben „trocken“, heiratete inzwischen eine Armenierin. Im Juni 2019 stellte ihn Ameos wieder ein.

Zukunft als Arzt in Deutschland ungewiss

Ob Gagik I. seinen Beruf in Deutschland weiter ausüben darf, ist offen. Vor Gericht brauchte er die Hilfe eines Übersetzers. „Ihr Deutsch ist ausbaufähig, und die Sprache ein bedeutendes Mittel, um sich in die Köpfe ihrer Patienten reinzudenken“, wunderte sich Amtsrichter Fleckenstein. Bereits im März muss Gagik I. vor der Ärztekammer eine Sprachprüfung ablegen. Zudem läuft Mitte Mai sein Aufenthaltsstatus aus.

Das Urteil gegen Gagik I. ist bereits rechtskräftig. Bisher war er mit dem Gesetz nicht in Konflikt geraten. „Für die Ärztekammer besteht nur im Rahmen der Strafmitteilung die Möglichkeit der beruflichen Überprüfung“, sagte Ärztekammer-Sprecherin Anita Krsnik über eine wegen der Verurteilung im Raum stehende Aberkennung des Arzttitels. Bisher liegt das Urteil der Ärztekammer nicht vor. „Zu Personalien nehmen wir grundsätzlich keine Stellung“, sagte Ameos-Sprecherin Anja Baum während des Prozesses.