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Eggesin

Sein Kommando kommt jetzt aus zweiter Reihe

Eggesin / Lesedauer: 4 min

VonKatja MüllerEin Unglück brachte Hans-Otto Bülow vor über 50 Jahren zur Feuerwehr.In einer Nacht hatte sein Herz Feuer gefangen.Und bis heute lodert ...
Veröffentlicht:03.06.2013, 02:22

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VonKatja Müller

Ein Unglück brachte Hans-Otto Bülow vor über 50 Jahren zur Feuerwehr.
In einer Nacht hatte sein Herz Feuer gefangen.
Und bis heute lodert es.

Eggesin.An den Tag, der aus ihm einen Feuerwehrmann machte, kann sich Hans-Otto Bülow noch gut erinnern. „Es war ein schöner Mai-Tag 1963. Die Flammen schossen aus dem Schafstall in den Himmel. Jede helfende Hand wurde gebraucht. Und ich habe meine beiden gern gereicht. Habe mit angepackt und dann wusste ich es auch schon: Ich will helfen, ich will Feuerwehrmann werden“, erklärt der 69-Jährige. Diese Nacht ist nun schon 50 Jahre her. Seit 1968 ist er bei der Eggesiner Feuerwehr. Zuvor hat er in Papendorf bei Pasewalk gelebt und sich dort bei der Wehr engagiert. „Ich wurde 1964 in die Straßenmeisterei Hoppenwalde versetzt und dann lag es ja nahe, bei der Feuerwehr Eggesin mitzumachen“, erzählt Bülow.
Viele Feuer hat er in den Jahren gelöscht. Doch sie haben sich nicht so eingebrannt wie die Bilder von Unfällen. „Das ist wirklich das schlimmste an unserer Arbeit. Immer wenn jemand stirbt oder schwer verletzt wird, dann geht das auch an einem Feuerwehrmann nicht spurlos vorbei“, sagt er. Zu zwei Unfällen mit tödlich Verletzten musste er raus. „Das dauert Jahre, bis die Bilder in der Erinnerung verblassen. Aber man kann es wegschieben. Das muss man auch, sonst geht man daran kaputt“, sagt er und schaut nachdenklich um sich. Dann atmet er tief durch und sagt: „Aber es gibt auch schöne Seiten. Es ist nicht immer nur traurig.“
Und zu diesen schönen Seiten gehören für Hans-Otto Bülow definitiv die Ausflüge mit der ganzen Truppe und dem Katastrophenschutz. Als Innendienstleiter hat er sich mit um den Quartieraufbau gekümmert und auch für gute Laune gesorgt. „Es ist so schön, wenn man mal was zusammen machen kann und nicht immer die Angst um das Leben anderer mitschwingt.“ Angst vor seinem Dienst als Brandschützer hat Hans-Otto Bülow nicht wirklich. „Man sollte doch schon ein bisschen Angst haben, aber nie ängstlich sein. Es ist eher eine Art Respekt. Denn ohne Angst wird man schnell leichtsinnig. Und so gefährdet man nicht nur sich, sondern die ganze Truppe“, sagt Bülow. Dass es mal blaue Flecken oder kleine Schrammen gibt, nimmt er hin. „So ist das nun mal. Da kommt auch mal eine Brandblase oder ein Muskelfaserriss“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Denn letzteres gehört zu den größeren Verletzungen, die sich der Feuerwehrmann zugezogen hat. „Aber es ist alles wieder gut“, sagt er und winkt ab.
Heute ist sein Dienst in der Feuerwehr nicht mehr so gefährlich. Der Eggesiner gehört zur Ehrenabteilung der Wehr. „Jetzt gebe ich nur noch kluge Ratschläge und erzähle von früher“, sagt er und muss selbst lachen. Bei Veranstaltungen wie dem 125-jährigen Jubiläum der Wehr holt er dann auch seine Uniform aus dem Schrank. Und die war am Sonnabend besonders gut gebügelt. Denn für einen Augenblick richteten sich alle Blicke der Gäste im Vierseitenhof auf Hans-Otto Bülow. Vom Landesfeuerverband wurde er mit dem Ehrenzeichen am Bande für 50 Jahre als Feuerwehrmitglied ausgezeichnet. Und in diesen 50 Jahren bei der Feuerwehr hat er auch mit Frauen zusammengearbeitet. „Sie haben durchaus ihre Berechtigung in der Wehr. Frauen in der Feuerwehr sind wichtig. Und wir brauchen sie definitiv nicht zum Kaffee kochen. Aber so ein bisschen Ordnungsliebe tut uns Männern ganz gut“, sagt er und schmunzelt wieder. Die Damen müssten in jeder Hinsicht ihren Mann stehen und sollten auch so behandelt werden. Seinen jüngeren Kollegen rät er immer zu Ruhe und Besonnenheit. „Sobald Hektik aufkommt, geht alles schief!“ Doch Bülow weiß auch um den Druck, den manche Arbeitgeber ausüben. „Erst wenn sie selbst betroffen sind, dann werden sie verständnisvoller. Doch alle Brandschützer leisten einen freiwilligen Dienst. Wenn Not ist, rücken sie aus. Und nicht, wenn sie keine Lust zum Arbeiten haben“, sagt er mit Nachdruck.