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Niedermoorgebiet

Sorge um die Friedländer Große Wiese

Ueckermünde / Lesedauer: 3 min

Wenn auf eine ausgetrocknete Grasnarbe im Herbst auch noch Gärreste aufgebracht werden, verkraftet die Wiese das nicht mehr. Der Ferdinandshofer Hans Gotthardt fordert, endlich etwas für die Friedländer Große Wiese zu tun. Doch ist eine Zukunft als Moor besser?
Veröffentlicht:03.05.2020, 04:10

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Die Wiese treibt ihn um. Zwei- bis dreimal in der Woche fährt Hans Gotthardt durch die Friedländer Große Wiese. Immer wieder das gleiche Bild: verbrannte Erde und verwilderte Gräben. Der Anblick macht dem Ferdinandshofer zu schaffen. Sein ganzes Arbeitsleben hatte Hans Gotthardt mit der Friedländer Großen Wiese zu tun. 1974 wurde er Leiter des damaligen VEB Rindermast, nach der Wende Geschäftsführer der GmbH Gut Ferdinandshof, später bei der Osterhuber Agrar GmbH, die den Betrieb 1995 von der Treuhand gekauft hatte. Die Wiese lieferte immer das Futter für die Rinder.

Sanierung und Dürrejahre haben Friedländer Wiese verändert

Nach der Wende wurde die geregelte Be- und Entwässerung der Wiese eingestellt. Anfang der 2000er Jahre ist der Naturraum Galenbecker See saniert worden. Und gerade gab es zwei extreme Dürrejahre in Folge. Das alles hat die Friedländer Große Wiese verändert. In den einstigen Meliorationsgräben steht noch Wasser, aber es fließt nicht, einige Gräben trocknen aus und wachsen zu. Wehre verwaisen und verrosten oder werden zur Fischtreppe umgebaut. Nichts wird reguliert. Die altersschwachen Pappeln in den Windschutzstreifen fallen in die Gräben und komplettieren das Bild einer Ära, die zu Ende geht.

„Und dann sind im Herbst, zum Ende der Vegetationszeit, auch noch massenhaft Gärreste auf die schon trockene und von Mäusen zerfressene Grasnarbe gebracht worden“, sagt Hans Gotthardt. Er schätzt, dass 700 bis 800 Hektar Grünland massiv geschädigt sind. Grün gibt es auf diesen Flächen kaum noch. Ein wenig Gras wächst im Bereich des Vorgewende. Die Wiese ist hektarweise schwarz wie ein Acker. Auf einigen Flächen wurde deshalb Gras gedrillt.

Wiedervernässung sei unrealistisch und widersinnig

„Die Wiese erholt sich, wenn man sie lässt“, ist Hans Gotthardt überzeugt. Doch die Entscheidung darüber liegt nicht mehr in seiner Hand. Bei den zuständigen Umweltämtern hat er bereits hartnäckig interveniert, als die Kapazität der Biogasanlage in Mühlenhof erweitert wurde. Er forderte Auskunft über den Umgang mit Gülle und Gärresten. Die Behörde verwies aufs Betriebsgeheimnis und dass alles gesetzeskonform ablaufe.

Als im Herbst vergangenen Jahres der Landwirtschaftsminister in Ueckermünde die Pläne zur Wiedervernässung der Friedländer Großen Wiese vorstellte (der Nordkurier berichtete), konnte Hans Gotthardt nicht dabei sein. Aber er kennt diese Pläne und meint, eine völlige Wiedervernässung der Wiese sei unrealistisch und widersinnig. Realistisch ist aber, die Wasserzufuhr und Ableitung in Ordnung zu bringen, so wie es auch mehrere Landwirte im vergangenen Jahr gefordert haben. Dafür sollte der Wiesenbeirat wieder belebt werden – ein Gremium, in dem Vertreter von Behörden, Wasser- und Bodenverbänden, Landwirte und Naturschützer zusammenarbeiten. Endlich Verantwortlichkeiten festlegen, Termine setzen, der Wiese eine Perspektive geben, das wünscht sich Hans Gotthardt.