Ärger mit Polizei
Das sagt Ueckermündes Bürgermeister zu den Vorwürfen
Ueckermünde / Lesedauer: 3 min
Er sieht müde aus, wirkt zerknirscht: „Was ich diese Woche alles durchmachen musste ...“ Gerd Walther sitzt am Wohnzimmertisch in seinem Haus in Vogelsang-Warsin, trägt Freizeitklamotten und trinkt Apfelschorle. Es ist früher Nachmittag.
Walther sucht Entspannung beim Sonnenbad, aber viele seiner Gedanken kreisen um die Schläge, die er in den vergangenen Tagen einstecken musste. Ueckermündes suspendierter Bürgermeister versucht zu erklären, warum er innerhalb von 60 Stunden zweimal von der Polizei festgenommen worden ist, warum sein Führerschein weg ist. Er sagt: „Ich habe einen Fehler gemacht und mich bei den Polizisten sofort entschuldigt.“
Wegen Raserei angehalten
Walther war am Sonnabend nach eigenen Angaben in seinem Peugeot nach Torgelow unterwegs. Auf dem Beifahrersitz, so Walther, saß ein Flüchtling. Zu dem hält er seit anderthalb Jahren Kontakt. Der Flüchtling habe ihn aus Ueckermünde angerufen. Walther: „Er befand sich in einer bedrohlichen Situation durch Einheimische. Um die Situation zu entkrampfen, wollte ich ihn zu einem Freund bringen.“
Nahe den Bahngleisen in Torgelow schnappte ihn die Polizei. Walther: „Ich war zu schnell und verstieß gegen das Überholverbot. Ich dachte, es sei Gefahr im Verzug, habe die Situation falsch eingeschätzt, aber niemanden gefährdet. Ich fahre ja nicht aus Jux und Dollerei so schnell.“
Beim Drogentest ein Wert „grenzwertig“
Beim Drogenschnelltest, so Walther, sei ein Wert „grenzwertig“ gewesen. Deshalb habe ihn die Polizei zur Blutentnahme zum Ameos Klinikum nach Ueckermünde gebracht. Sauer ist Walther darüber, dass einer der Polizisten seinen Wagen durchsucht hat: „Dafür gab es keine rechtliche Grundlage.“
Was beschlagnahmt worden ist, darüber wollte sich Walther nicht äußern. Auch nicht über die Aussichten, seinen Lappen wiederzubekommen: „Ich weiß nicht, was der Bluttest ergibt.“
Ärger mit der Polizei in Berlin
Walther war schon in der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag in Berlin der Polizei aufgefallen, als er sich im Wagen nahe der streng geschützten israelischen Botschaft aufhielt. Er hatte am Wochenende in Jerusalem am Holocaust-Gedenken „Marsch des Lebens“ teilnehmen und sich am Morgen in der Botschaft über die Einreisebestimmungen informieren wollen.
Stattdessen hielt ihn die Polizei viereinhalb Stunden fest. Walther verpasste die Veranstaltung, schrieb um 5.33 Uhr seinen Freunden, er sei wieder frei, „aber alles Geplante ist futsch“.
Amtsarzt soll „Diensttauglichkeit“ untersuchen
Den ersten Schlag hatte Walther schon früher in der der Woche gefangen. Ihm war der Bescheid zugestellt worden, dass er sich am 24. Mai einem Amtsarzt vorstellen muss, der seine „Diensttauglichkeit“ untersuchen soll. Die Stadtvertreterversammlung Ueckermündes hatte das bei seiner Suspendierung beschlossen. Diese war erfolgt, nachdem Walther sein Sucht-Problem im Nordkurier öffentlich gemacht hatte.
Ob er diesen Termin wahrnimmt, ist unklar. Es gibt wohl keinen Zweifel, dass Walther an einem neuen Tiefpunkt angekommen ist. Drei Schläge in wenigen Tagen. Die, die an ihn glauben, hoffen, dass Walther jetzt nicht K.o. geht.