StartseiteRegionalUeckermündeVermieter klagt an - Messie-Familie lässt Haus verwüstet zurück

Ärger mit den Mietern

Vermieter klagt an - Messie-Familie lässt Haus verwüstet zurück

Torgelow / Lesedauer: 4 min

Es ist der Albtraum jedes Vermieters. Mietnomaden haben angeblich ein Torgelower Haus regelrecht verkommen lassen. Überall herrscht Chaos, türmen sich Unrat und Schmutz. Der Schaden dürfte bei mehr als 60.000 Euro liegen.
Veröffentlicht:19.10.2020, 15:29

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Im Garten türmen sich vom Regen durchnässte Möbel mit Unrat. Das Haus ist im Inneren verkommen, teilweise sogar verwüstet. In der Küche wurde seit Ewigkeiten nicht sauber gemacht. Das Bad ist übersät mit Klamotten und Müll. Briefe von Inkassounternehmen stapeln sich am Eingang. Der Stromzähler ist geknackt. Es herrscht das pure Chaos. „Das ist doch mein Elternhaus. Hier spielte ich als Kind im Sandkasten. Ich bin fassungslos“, sagt Vermieter Jörg Wolf über sein Eigentum.

Vor fünf Jahren war das Ehepaar Annika und Mike B. (Namen geändert) mit drei Kindern und einem Hund in das schmucke Haus mit den 160 Quadratmetern Wohnfläche im Torgelower Ortsteil Spechtberg gezogen. „Eine deutsche Familie, ich hatte Vertrauen“, sagt Vermieter Wolf. Der hatte 1993 das Haus gekauft, für 200.000 Mark komplett saniert, war später als Monteur etwa 900 Kilometer entfernt an den Bodensee gezogen.

Familie spielt heile Welt

In den sozialen Medien spielt die Mieter-Familie heile Welt. Sie gibt sich als Angestellte eines bekannten Unternehmens aus der Haff-Region aus, er postet Fotos der beiden Töchter, macht Selfies am Berliner Alexanderplatz. Vermieter Wolf sagt: „Die Miete zahlte das Amt.“ Wirklich beunruhigt war der ehemalige Torgelower jedoch erst, als er von den Zuständen auf dem Grundstück und von Betrugs-Vorwürfen gegen Annika B. und einer Verurteilung hörte: „Der Familie war es gestattet, einen Hund zu halten. Stattdessen zogen die eine Boxer-Zucht mit bis zu zwölf, dreizehn Tieren auf, verdienten damit zusätzliches Geld. Mich ließen sie nicht mehr ins Haus rein.“

Jörg Wolf entschloss sich, der Familie zu kündigen. Die ist seit Ende September tatsächlich weg, zog 60 Kilometer entfernt in einen Plattenbau, ist dort korrekt beim Einwohnermeldeamt gemeldet.

Vermieter darf nicht in sein Haus

In sein Haus darf der Vermieter dennoch nicht, weil die Kündigung noch nicht rechtskräftig ist. „Alles läuft über einen Anwalt. Haus und Grundstück sollten bereits mehrfach von den Mietern an mich übergeben werden. Doch die Termine platzten. Ich bin schon 6000 Kilometer zwischen Bodensee und Torgelow völlig sinnlos hin- und hergefahren.“ Mike B. soll ihm sogar gedroht haben, das Haus zu fluten und noch größere Schäden anzurichten. Mehrere Katzen und das Aquarium mit lebenden Fischen ließ die Familie beim Umzug zurück. Besorgte Nachbarn riefen bereits um Hilfe bei der Tierrettung.

„Ich hatte schon einmal Pech mit Mietern, blieb auf einen höheren Betrag sitzen“, erzählt Jörg Wolf. Diesmal sei es aber weit schlimmer. „Ich muss komplett renovieren, schätze den Schaden auf mehr als 60.000 Euro“, sagt er. Die Heizung sei kaputt, und wegen der Hinterlassenschaften der Hunde dürfte es „im ganzen Haus stinken“. Vermieter Wolf: „Den Gestank kriege ich so einfach nicht mehr raus. Ich werde die Holzdielen wohl rausreißen müssen.“ Hilfe von Behörden erhielt er trotz mehrerer Versuche bisher nicht. „Die verweisen darauf, dass es sich um eine zivilrechtliche Angelegenheit handelt“, sagt er. Jetzt will Jörg Wolf erst mal das Grundstück absperren lassen und hofft auf eine baldige Übergabe.

Die Ex-Bewohner wiederum weisen die Vorwürfe von sich und erklären, sie hätten inzwischen Anzeige gegen den Vermieter wegen Einbruchs erstattet. "Heute sieht die Wohnung nicht mehr so aus, wie wir sie verlassen haben. Wir haben seit Jahren Ärger mit dem Vermieter. Er war in den letzten fünf Jahren nicht ein einziges mal da", so Annika B. 

Jetzt lesen: Mieterin wehrt sich nun gegen Messie-Vorwürfe

Doch so oder so steht die zukünftige Wohnsituation einer weiteren Familie aus Torgelow in den Sternen. Die hatte mit Jörg Wolf vereinbart, als Nachmieter ins Haus zu ziehen. „Als ich das Chaos sah, wusste ich sofort: Das können wir uns knicken“, sagt ein Familienmitglied. Für Jörg Wolf steht fest, dass es sich bei Annika und Mike B. um Miet-Nomaden handelt: „Die machen nur Ärger, ziehen alle paar Jahre um und leben auf Kosten anderer.“