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Sanierung

Was macht der Mann mit dem Stemmhammer da am Ueckermünder Schloss?

Ueckermünde / Lesedauer: 4 min

Vom Südflügel des Ueckermünder Schlosses wird derzeit immer mehr Putz abgeklopft. Das ist dringend notwendig, damit der historische Bau nicht geschädigt wird. Die Arbeit des Restaurators ist aber nur die Vorstufe für ein größeres Vorhaben.
Veröffentlicht:24.02.2022, 12:11

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Beim historischen Wappen, beim Rathausschild und bei anderen besonderen Elementen an der Ueckermünder Schlossfassade müssen der Restaurator Peter Wagner und sein Team schon sehr aufpassen. Schließlich sollen sie erhalten bleiben, wenn die Fachleute mit ihrem Werkzeug und manchmal auch mit dem lauten Stemmhammer den teilweise fünf Zentimeter dicken Zementputz aus den 1980er-Jahren abtragen. „Der muss herunter“, steht für Wagner fest. Denn der Putz mit den Zementanteilen sei nicht typisch für solche alten Gebäude. In früheren Zeiten hätten die Handwerker nur mit Kalkputz gearbeitet. Durch den Zementanteil lasse die Fassade aber keinerlei Feuchtigkeit durch. Sie sei nicht diffusionsoffen. Mit der Folge, dass das Wasser sich hinter dem Putz staut und das Mauerwerk geschädigt wird. Als Beweis zeigt Wagner ein Stück des dicken Zementputzes. Der riecht ordentlich muffig. Selbst Sanierputz nach der Wende lasse die Feuchtigkeit nicht heraus. „Kalkputz ist die bessere Variante“, sagt Wagner.

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Angefangen hat der Restaurator mit der Freilegung bereits im vergangenen Herbst. Zuerst kamen Teile der Hofseite an die Reihe. Dort sieht man auch schon die Stellen mit dem fehlenden Putz. Zu erkennen ist in der Regel eine Mischung aus der mittelalterlichen Burg, weiteren Veränderungen und dem Schlossumbau unter Herzog Philipp I. von Pommern-Wolgast im Jahr 1546. Der ließ das Schloss zum vierflügeligen Renaissance-Schloss umbauen. 1720 wurden drei Flügel abgetragen. Nur der Südflügel und der Turm blieben stehen. Sie sind bis heute erhalten.

„Erstaunt, wie viel Mittelalter noch enthalten ist!“

Nun sind die Restauratoren an der äußerlichen Fassadenseite zu Gange. „Wir sind alle erstaunt, wie viel Mittelalter dort noch enthalten ist“, sagt Wagner. Man lege die Fassade frei, sichere die erhaltenen Elemente. Der Restaurator ist auch froh über die Zeit, die man vor der geplanten Sanierung hat, um alles ordentlich vorzubereiten. Man wisse auch, wie das Schloss zu Zeiten von Herzog Philipp ausgesehen hat. So soll es wohl auch wieder aussehen, ist von Bürgermeister Jürgen Kliewe zu erfahren. Er könne nur noch nicht genau sagen, ob man in der Renaissance-Fassade dann ein Sichtfenster lässt, um auch den mittelalterlichen Teil von Schloss und Burg kenntlich zu machen.

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Zuerst müsse der Restaurator aber die Fassade freigelegt haben. „Dann wird es losgehen, eine denkmalpflegerische Zielstellung zu erarbeiten“, sagt Kliewe. Ein Bauhistoriker werde das Bauwerk richtig einordnen. Es folge die eigentliche Planung. Die Bauarbeiten sollen sich dann über zwei Jahre erstrecken. Die Hoffassade komme im Jahr 2023 an die Reihe.

Stadt geht von mindestens 400.000 Euro Kosten aus

Die Südfassade, an der der Restaurator gerade arbeitet, werde 2024 mit neuem Kalkputz versehen. Dafür sollen möglichst auch Fördermittel verwendet werden. „Wir hoffen auf eine Förderung von 50 Prozent“, so der Bürgermeister. Die genauen Kosten stünden noch nicht fest. Die Stadt rechnet aber mindestens mit einer Summe von 400.000 Euro. Für dieses Jahr sind zusätzlich 100.000 Euro eingeplant, unter anderem für die Arbeiten von Restaurator, Baustatiker und Bauhistoriker.

Im Zuge der Arbeiten am Südflügel sollen laut Bürgermeister einige Edelstahlanker und Vernadelungen zur Mauerwerksstabilisierung eingebaut werden, damit die kleineren Risse sich nicht vergrößern. Nach Einschätzung der Bauexperten wäre eine Nachgründung des Gebäudes nicht notwendig. 2024 solle der Flügel dann fertiggestellt und wie der angrenzende Turm saniert sein.

Der Turm war vor drei Jahren gesichert und mit einer neuen Oberflächenstruktur versehen worden. Zuletzt war der Ostteil des Schlosses aus dem Jahre 1866 saniert worden. 2011 erfolgte die moderne Rathauserweiterung mit dem Bürgersaal.

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