StartseiteRegionalUeckermündeZwangspause für eine kleine Bahn

Corona-Krise

Zwangspause für eine kleine Bahn

Schwichtenberg / Lesedauer: 4 min

Klein, aber fein und mit viel Liebe gepflegt – die Mecklenburgisch-Pommersche Schmalspurbahn hat ihre Fans. Normalerweise fahren ab Ostern die Züge der Traditionsbahn. In diesem Jahr allerdings nicht.
Veröffentlicht:29.04.2020, 07:25

Artikel teilen:

Zu Ostern ist es eigentlich Zeit, dass die Freunde der Mecklenburg-Pommerschen Schmalspurbahn ihre Technik endlich aus dem Lokschuppen bei Schwichtenberg rollen lassen. Und zum 1. Mai ist dann normalerweise so richtig Saisonstart mit Fahrten vor allem an den Wochenenden. Doch in diesem Jahr wird es damit nichts. Ein Hinweis am Eingang des Geländes mit Lokschuppen, Bahnhof und Werkstatt weist darauf hin, dass hier in absehbarer Zeit keine Loks zur Fahrt durch die Friedländer Wiese starten oder hier ankommen werden.

Dennoch ist der Lokschuppen auch derzeit nicht verschlossen. Andreas Düsing, Mitglied des Vereins für die Schmalspurbahn und über eine spezielle Maßnahme der Arbeitsagentur als Hausmeister in der Schwichtenberger Anlage beschäftigt, hat als Einzelkämpfer trotz Besuchermangels gut zu tun. Gerade hat er mit Farbe hantiert, um eine der vier Loks aus dem Bestand mit einer ganz speziellen grünen Farbe zu versehen. Das sei, versichert er, die Originalfarbe. „Ich habe geschliffen, gespachtelt, grundiert, und dann kam die neue Farbe rauf“, sagt Andreas Düsing. Eine Aufgabe, die nicht an einem Tag erledigt ist. Darum kommt der Friedländer täglich zu seinem Arbeitsplatz am Rande von Schwichtenberg, kümmert sich um die Loks und Waggons und auch um die Außenanlagen. Die sollen nicht ungepflegt aussehen, auch wenn keine Fahrgäste zu erwarten sind.

Probleme bei Beschaffung von Ersatzteilen

Kümmern muss sich der Mann beispielsweise auch darum, die Technik von Loks und die Waggons so herzurichten, dass sie durch den TÜV kommen. „Alle acht Jahre ist das fällig“, sagt der gelernte Agrotechniker. Was gut ist, weil damit die Sicherheit der Passagiere und der ehrenamtlichen Eisenbahner amtlich bestätigt werden. Was aber auch zu unangenehmen Folgen führen kann: Nach einem der jüngsten Inspektionstermine in Neustrelitz, als Achsen überprüft wurden, fehlten Lagerschalen. Nun wird es schwer, wieder passende zu beschaffen, befürchtet Düsing. Immerhin handelt es sich um historische Technik.

36 Mitglieder gehören zum Verein. „Davon ein Stamm von bis zu zehn Leuten, die auch hier in der Gegend wohnen“, sagt Düsing. Der Rest der Eisenbahnfreunde muss längere Fahrten in Kauf nehmen – aus Österreich beispielsweise oder aus Hamburg. Wegen der Corona-Krise aber sei das Vereinsleben derzeit etwas eingeschlafen. Kein Wunder, denn nach den gültigen Bestimmungen dürfen nicht zu viele gleichzeitig in dem Lokschuppen werkeln. Ab und an aber kommen doch ein paar Eisenbahnfreunde vorbei und kümmern sich um die Technik. Manches Eisenbahnteil ist einfach zu schwer für einen Einzelnen.

Bis September 1969 fuhren die Züge

Annähernd 2,6 Kilometer lang ist das aktuelle Schienennetz der Schmalspurbahn. Ein winziger Rest also von dem Netz, das einstmals durch die gesamte Region führte und in der Blütezeit etwa 250 Kilometer lang war. Reparationszahlungen nach dem Krieg kürzten die Strecke und verringerten den Fuhrpark. Die Deutsche Reichsbahn begann in den 1960er-Jahren, nach und nach den Verkehr auf den verbliebenen rund 65 Kilometern Länge stillzulegen. Bis Ende September 1969 fuhren die Züge, zum Schluss nur noch die Güterzüge. Erst 1999 begann der Verein, die Strecke wieder zu erweitern. Heute führt die kurze Bahnlinie von Schwichtenberg aus über den ganz in der Nähe befindlichen Findlingsgarten bis nach Uhlenhorst.

Die Schmalspurbahnfreunde wollen ihren Verein natürlich nicht den Bach runtergehen lassen, wollen auch künftig Fahrten anbieten. Zum Kartoffelfest beispielsweise oder in der Adventszeit. Allerdings muss dafür die Technik in Schuss sein, müssen die Züge betriebssicher gehalten werden. Das kostet Geld. Wenn die Züge rollen, kann der Verein wenigstens einen Teil davon mit dem Fahrkartenverkauf selbst erwirtschaften. Gegenwärtig aber nicht. „Wir hoffen, dass Schwerin uns hilft“, sagt Düsing. Der Vereinsvorstand hat entsprechende Anträge formuliert und abgeschickt, bislang, sagt Düsing, hat sich aber noch nichts getan.