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Orchesterprojekt

Für eine hoffungsvolle Zukunft

Ahlbeck / Lesedauer: 4 min

2008 startete das Orchesterprojekt auf gemeinsamer Initiative des Usedomer Musikfestivals und der Nord Stream AG.
Veröffentlicht:06.08.2010, 12:17
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Diese Liste kann sich sehen lassen. Die Philharmonie in Danzig, der Konzertsaal des Kopenhagener Tivoli, die Eröffnung des David Oistrakh Festivals im estnischen Pärnu, die Great Guild im lettischen Riga, ein Gastspiel bei den "Stars of the White Nights Festival" im St. Petersburger Mariinsky Theater und Open Air im Mikhailovsky Garten - über 4500 Zuhörer erlebten das aus 105 jungen Musikern bestehende Baltic Youth Philharmonic bei seiner diesjährigen Tournee. Dank der Übertragungen in Rundfunk und Fernsehen erreichte der Klangkörper zwischen Ende Juni bis Anfang Juli international ein Millionenpublikum. Am Dienstag geht es in die Bundeshauptstadt.

2008 startete das Orchesterprojekt auf gemeinsamer Initiative des Usedomer Musikfestivals und der Nord Stream AG. Aus Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Norwegen, Polen, Russland und Schweden kommen die zwischen 18 und 30 Jahre alten, jährlich neu ausgewählten Instrumentalisten. Zehn Staaten der Ostseeregion wachsen damit kulturell immer enger zusammen. "Das ist fantastisch. Gerade in diesen Tagen", findet der Dirigent Kristjan Järvi: "Unser erstes Ziel war es, überhaupt zu existieren."

Kultur hat es derzeit nicht einfach und an Jugendorchesterprojekten mangelt es weder in Deutschland noch in Westeuropa. "Wir schauen optimistisch in die Zukunft", bilanziert der Festivalleiter Thomas Hummel vom Usedomer Musikfestival. "Es gab vorab seit vielen Jahren den Gedanken, etwas zu machen, das über die Grenzen des Festivals hinausgeht und wahrgenommen wird." Nach einigen Testläufen fiel die Entscheidung für das BYP. Für die letzten Probenspiele bewarben sich 250 Musiker für die zu vergebenen Stellen bei den Streichern, Bläsern und Schlagwerkern.

Es zeigt: Das Vorhaben hat sich herumgesprochen. "Es ist eine Leistung, die wir innerhalb kürzester Zeit erreicht haben", so Kristjan Järvi. Diese Form der kulturellen Bildung ist ihm sehr wichtig: "Ich will durch das Orchester die Traditionen des Ostseeraums pflegen und sie im 21. Jahrhundert fortführen. Es ist kein Forum für eine Elite, sondern für jedermann."

Auf beiden Seiten des Podiums. Denn das gemeinsame musikalische Erbe sei kein Museum, sondern eine Verpflichtung. Unerlässlich sei dafür der spielpraktische Ansatz, die handwerkliche Arbeit mit dem Orchester. "Wir wollen zeigen, wie großartig diese Komponisten sind und was sie uns im 21. Jahrhundert sagen können", ergänzt er.

Insgesamt vier verschiedene Programme lagen bei der Einstudierung in Berlin auf den Notenpulten. Zwei für die Tour, eines für Young Euro Classic sowie für das Usedomer Musikfestival. Der Bogen umfasste neben Jean Sibelius 7. Sinfonie und Igor Strawinskys "Le Sacre du Printemps" auch Werke von Hugo Alfvén, Ole Bull und Eduard Tubin. Letztere sind in ihren Staaten bekannte Komponisten der Ostseeregion.

Und: Das Baltic Youth Philharmonic spielt Daniel Schnyders "parkour musical" am 10. August beim Young Euro Classic Festival in Berlin als Uraufführung. "Ich arbeite sehr gern mit Orchestern dieser Art zusammen", sagt der Cellist Jan Vogler. Erstmals begleitet er die Auftretenden als Solist. Zum Konzept der Baltic Youth Philharmonic meint er: "Ich finde es sehr gut. Es verbindet alles, was uns heute bewegt: die Musik unserer Zeit, die Klassiker der Moderne und die zeitgemäße Interpretation von Klassikern."

Als ideal empfand er die Auswahl seines Solistenprogramms: Arvo Pärts "Pro et Contra" und Peter I. Tschaikowskys "Rokoko-Variationen". "Für den Zuhörer gibt das genug Diskussionsstoff", meinte der Cellist. Oder auch nicht. Bravorufe und stürmischen Applaus erntete er beim Tourauftakt in der Danziger Philharmonie. Das Baltic Youth Philharmonic riss danach mit einer vom ersten Takt an packenden und energiegeladenen Interpretation von Igor Strawinskys "Le Sacre du Printemps" unter der Leitung von Kristjan Järvi den versammelten Kreis erneut von den Sitzen.

Neu ist seit diesem Jahr der Artistic Council. Namhafte Dirigenten wie Kurt Masur, Esa-Pekka Salonen, Mariss Jansons, Marek Janowski und Valery Gergiev gehören ihm an. Als Berater stehen sie dem Baltic Youth Philharmonic künftig zur Seite. "Das ist ein Zeichen", so Thomas Hummel. Mit ihrer Hilfe soll die Idee des Orchesterprojektes in alle wichtigen Musikzentren getragen werden.

"Wenn dort dieser Name fällt, dann ist das auch eine schöne Sache für den in der Welt nicht so bekannten baltischen Raum und unsere Region." Ausstrahlen soll das letztlich bis nach Usedom. Dort eröffnet das Baltic Youth Philharmonic am 25. September zusammen mit der Violinistin Baiba Skride das 17. Usedomer Musikfestival.

baltic-youth-philharmonic.org