Ostseeurlaub mit Geschichte und Meerblick
Boltenhagen entdecken: Sehenswürdigkeiten zwischen Steilküste und Schloss Bothmer
Boltenhagen / Lesedauer: 4 min

Was hat eine Reise an die Ostsee mit der legendären Adresse „10 Downing Street“ in London zu tun?
Jede Menge. Das kann man bei einem sehr charmanten Ausflug in das Ostseebad Boltenhagen erleben. Der Ort mit seinen 2500 Einwohnern ist leicht zu finden: Er liegt im Landkreis Nordwestmecklenburg in Mecklenburg-Vorpommern. Boltenhagen ist anerkanntes Seeheilbad, gehört zum Amt Klützer Winkel und ist Teil der Metropolregion Hamburg.
In Boltenhagen herrscht ein mildes Reizklima, das sich durch seine salzhaltige Luft und besondere Reinheit auszeichnet. Dieses Klima – verbunden mit der Brandungszone und dem weißen Sandstrand – ist besonders geeignet für Menschen mit Atemwegsbeschwerden und Allergien. Darum spielt der Gesundheitstourismus in Boltenhagen eine große Rolle.
Urlaub in Boltenhagen: Erholung mit Geschichte
Das Ostseebad Boltenhagen ist das drittälteste Seeheilbad Deutschlands. Zwischen den Hansestädten Lübeck und Wismar an der mecklenburgischen Ostsee gelegen, bietet es nicht nur im Sommer, sondern im ganzen Jahr beste Urlaubsbedingungen für Familien, Paare und Alleinreisende.
Der Kurort besticht mit seinem feinsandigen, fünf Kilometer langen Strand, einer beeindruckenden Steilküste, der 290 Meter in die Ostsee ragenden Seebrücke von 1992 und dem Küstenschutzwald.

An zwei Promenaden reihen sich klassische Villen und Pensionen in restaurierter Bäderarchitektur aneinander. Dazwischen laden kleine Cafés, Restaurants und der Kurpark mit Konzertpavillon zum Verweilen ein. Konzerte, Festivals und Führungen sorgen das gesamte Jahr für kulturelle Vielfalt. Und wer es ein wenig moderner mag: Seit 2008 lädt im Ortsteil Tarnewitz das Ferienzentrum „Weiße Wiek“ mit der Marina Boltenhagen – einem Hafen für Skipper, Wasserwanderer und Berufsfischer – ein.
Wer sich sportlich betätigen möchte, radelt in das Umland mit den Naturschutzgebieten Tarnewitzer Huk und Klützer Winkel, über Felder entlang der Redewischer Steilküste zu alten Kirchen und Gutshäusern. Nordic-Cross-Skaten, Schnuppertauchen in der Ostsee, Klettern im Kletterpark mit Ostseeblick und „SwinGolf“ sind weitere Freizeitmöglichkeiten. Hafenflair bietet die „Weiße Wiek“. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts war Boltenhagen ein verträumtes Fischerdorf. Das änderte sich, als die ersten Badegäste den herrlichen Sandstrand entdeckten. Wo heute Strandkörbe stehen, parkten damals hölzerne Badekarren, in denen sich die Gäste umkleideten und dann ins Wasser gezogen wurden.
Boltenhagen konnte das typische Erscheinungsbild eines klassischen Seebades bewahren: Viele alte Ferienvillen, hübsche Pensionshäuschen im Stil der Bäderarchitektur und schilfgedeckte Hallenhäuser prägen den Ortskern. Mit Rathaus, Kurpark und Kurhaus sowie Promenade bildet er eine geschlossene Einheit.
Vom Wasser aus ist nicht viel von dem Urlaubsort zu sehen
In den Nebenstraßen entstanden nach der Wende viele neue Hotels und Ferienwohnungen – aber keine Bettenburgen oder Hochhäuser. Direkt hinter den Dünen verläuft die drei Kilometer lange Strandpromenade. Einige Meter weiter im Binnenland reihen sich an der autofreien Mittelpromenade kleine Cafés und Geschäfte aneinander.
Viele Häuser wurden etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut. Kaum ein Gebäude überragt die Baumkronen des Küstenwaldes, sodass die Häuser vom Wasser aus nicht zu sehen sind. Die Steilküste ist mit gut 30 Metern Höhe nach Rügens Kreidefelsen die zweithöchste Steilküste an der deutschen Ostsee.

Wer nach so viel Meer und Strand eine Reise in die Londoner Downing Street unternehmen möchte, muss nur fünf Kilometer landeinwärts zum Städtchen Klütz fahren. Dort steht inmitten einer idyllischen Parkanlage das legendäre Schloss Bothmer. Zum Schloss führt eine der schönsten Alleen des Landes: die Festonallee.
Steilküste von Boltenhagen: Spaziergang mit Aussicht
Bei einem Spaziergang lässt sich das Zusammenspiel von barocker Architektur und Landschaftsplanung in beeindruckender Weise erleben. Darum sollte man es nicht versäumen, den 270 Meter langen Hohlweg zu durchschreiten. Geht man auf die Schlossanlage zu, geben die Linden zunächst nur den Blick auf die prächtige Mittelachse des Haupthauses frei. Mit jedem Schritt erweitert sich dann Stück für Stück das Sichtfeld.
Schließlich im Ehrenhof angelangt, kann die Gebäudepracht nicht mehr auf einen Blick erfasst werden. „Es ist ein Paradebeispiel barocker Inszenierung, das seine Wirkung nach 300 Jahren immer noch voll entfaltet und einen Besuch auf Bothmer zu jeder Jahreszeit unvergesslich macht“, wird dem Schlossbesucher von der Kurverwaltung empfohlen.

Ein Stück England in Mecklenburg
Das Schloss Bothmer verdankt seine Existenz dem abenteuerlichen Lebensweg eines Mannes: Graf Hans Caspar von Bothmer.
Auf dem Gipfel seiner Karriere angelangt, lebte der Mecklenburger in London – in der legendären Adresse „10 Downing Street“. Von dort aus ließ er sich ab 1726 die prächtige Anlage im Klützer Winkel errichten und brachte damit ein Stück England nach Mecklenburg. Beim Besuch der Ausstellung können Gäste nicht nur den besonderen Charme des Hauses und seiner historischen Räume entdecken, sondern erfahren auch, wie faszinierend und klug Graf Bothmer war.
Er war der erste Premierminister, der in der „10 Downing Street“ lebte – die damals übrigens „Bothmar House“ genannt wurde. Das alles bewirkte, dass sein Schloss in Mecklenburg eigentlich ein echtes englisches Country House wurde. Bis 1945 lebten hier die Grafen von Bothmer. Nach dem Krieg wurde die Anlage zum Altenheim und erst im Jahr 2015 nach aufwendigen Wiederherstellungsmaßnahmen zum Schlossmuseum gewandelt.



