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Gold aus Pappe

Auf Schloss Ludwigslust wurde Pappmaché in pures Gold verwandelt

Ludwigslust / Lesedauer: 4 min

Schloss Ludwigslust zählt zu den schönsten Herrschaftshäusern in Mecklenburg-Vorpommern. Einst war das barocke Ensemble stolze Residenz der Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin. Der preisgekrönte historische Schlosspark sucht seinesgleichen im Land. Besuch in einer Stadt, die sie Lulu nennen.
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Hat das Rumpelstilzchen auf Schloss Ludwigslust gezaubert?

Die Müllerstochter konnte Gold aus Stroh spinnen – das ist keine große Nummer, fand man dereinst auf Schloss Ludwigslust und verwandelte Pappmaché in pures Gold. Das kann man heute noch bewundern, wenn man sich das wunderschöne Barockschloss der kleinen mecklenburgischen Stadt ansieht: Im Mitteltrakt des Schlosses erstreckt sich der Goldene Saal über zwei Stockwerke. Große Fenster, Spiegel und Kristallüster lassen den Festsaal in höfischem Glanz erstrahlen.

Die vergoldeten Dekorationen, die Wände, Decken und Türen verzieren all das. Es sind Produkte der herzoglichen Carton-Fabrik zu Ludwigslust. Dort fertigte man auf das kunstvollste aus Pappmaché die Dekorationen, die dann mit einem Hauch von Blattgold geadelt wurden… Wer es nicht weiß, sieht es nicht und Ludwig hat damals eine Menge Geld gespart, ohne auf den Prunk verzichten zu müssen.


Lulu trägt Beinamen „Lindenstadt“ und das „Versailles des Nordens“

Ludwigslust trägt die Beinamen „Lindenstadt“ und „Versailles des Nordens“. 1997 ehrte man die Stadt mit dem Titel „Umweltfreundliche Kommune“. Der Ursprung der Barockstadt liegt 500 Jahre zurück in einem Gut mit dem Namen Klenow. In der wald- und wiesenreichen Gegend rund um Klenow konnten die Schweriner Herzöge ihrer Jagdleidenschaft wunderbar frönen. Deshalb ließ Christian Ludwig II. hier von 1731 bis 1734 ein Jagdschloss bauen, dem Herzog Friedrich Franz 1754 den klangvollen Namen Schloss Ludwigslust gab.

Das Barockschloss ist wunderschön gelegen zwischen den Ludwigsluster Gewässern.
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Das Barockschloss ist wunderschön gelegen zwischen den Ludwigsluster Gewässern. (Foto: Archiv Nordkurier)

Hinter dem Jagdschloss wurde wenig später der erste Park angelegt. Johann Joachim Busch, einer der verdienstvollen Baumeister, begann 1765 mit dem Bau der Hofkirche – heute die Stadtkirche. Sieben Jahre später verlagerte Herzog Friedrich „der Fromme“, der Nachfolger von Christian Ludwig, seine Residenz von Schwerin nach Ludwigslust. Aus diesem Grund wurde zwischen 1772 und 1776 das barocke Residenzschloss errichtet.


Wie Strahlen laufen Straßen auf Schloss Ludwigslust zu

Bei der Bauplanung für Ludwigslust wurde nichts dem Zufall überlassen. Alle Straßen sollten strahlenförmig auf das Schloss zulaufen, die Häuser durften nicht größer als das Schloss sein. Auch der Park wurde systematisch angelegt und seine Wege führen ebenso strahlenförmig zum Schloss wie die der Stadt.

Der preisgekrönte historische Schlosspark zählt zu den schönsten in ganz Mecklenburg-Vorpommern.
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Der preisgekrönte historische Schlosspark zählt zu den schönsten in ganz Mecklenburg-Vorpommern. (Foto: Archiv Nordkurier)
Ludwigslust: Kaskade
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Ludwigslust: Kaskade (Foto: Archiv Nordkurier)

Nachdem der Herzog das Schloss nach der Fertigstellung 1776 bezogen hatte, ließ er das Hauptgebäude des alten Jagdschlosses abreißen. In dieser Zeit entstanden im Schlosspark eine Reihe architektonischer, heute noch bestehender Anziehungspunkte. Busch lockerte die geometrisch gegliederte Parkanlage durch verschiedene Wasserspiele auf. Diese kann man heute noch bei einem Spaziergang durch den Park bewundern.


Historischer Stadtkern steht komplett unter Denkmalschutz

Auch das Schweizerhaus, das Busch für die Herzogin Luise erbaute, steht noch. Von 1804 bis 1808 errichtete Joachim Busch im Park eine katholische Kirche. Das Interessante an diesem neugotischen Bau sind seine Fenster. Sie bestehen aus Resten des wegen Baufälligkeit abgerissenen Hamburger Doms. 1876 erhielt Ludwigslust dann Stadtrecht, die erste Sparkasse wurde 1884 gegründet, das Wasserwerk ging 1898 in Betrieb. Die Bahnstrecken, an denen 1844 der Bahnhof erbaut wurde, wurden nach und nach ausgeweitet.

Die historische Ansichtskarte zeigt Kaskaden in der Stadt. Die sprudeln heute noch.
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Die historische Ansichtskarte zeigt Kaskaden in der Stadt. Die sprudeln heute noch. (Foto: Archiv Nordkurier)

Der historische Stadtkern steht vollständig unter Denkmalschutz und wurde in den vergangenen Jahren zu großen Teilen restauriert. Das einzigartige Ensemble Schloss – Schlossplatz – Kaskaden – Bassin bietet dem Betrachter zu jeder Jahreszeit ein interessantes Bild. Der mit 120 Hektar Fläche größte Park Mecklenburgs, der Schlosspark, lädt ein zum Verweilen und zu ausgedehnten Spaziergängen.

Blick in die Schlossstraße. Die Altstadt steht komplett unter Denkmalschutz.
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Blick in die Schlossstraße. Die Altstadt steht komplett unter Denkmalschutz. (Foto: Archiv Nordkurier)

Schlosspark für opulente Festspiele geradezu prädestiniert

Und auch das ist ein guter Grund, „Lulu“, so wird die Stadt heute liebevoll geannnt, zu besuchen – „Kleines Fest im großen Park“: Einmal im Jahr wird der Schlosspark dann zu einem ganz besonderen Ort. Im Zuge der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern im August öffnet der große Park seine Pforten für Besucher aus nah und fern. Sie alle reisen an, um auf über 25 Bühnen – die übrigens im gesamten Schlosspark verteilt sind – die internationalen Künstler zu erleben.

Beim „Kleinen Fest im großen Park“ ist allerhand los auf Schloss Ludwigslust.
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Beim „Kleinen Fest im großen Park“ ist allerhand los auf Schloss Ludwigslust. (Foto: Archiv Nordkurier)

Akrobaten und Artisten, Comedians und Clowns, Marionetten- und Puppenspieler, Maskierte und Pantomime – sie alle begeistern ihr Publikum immer wieder aufs Neue und beeindrucken besonders durch Kreativität und Professionalität. Brillante Feuerwerke runden den Abend jeweils ab.


Mit Decken zum Picknick auf die herzogliche Schlossanlage

Inzwischen perfektionieren immer mehr Besucher ihr Erlebnis mit mitgebrachten Decken und Picknickkörben. So macht ihnen Genießen doppelt Spaß. In diesem Jahr soll das Fest am 6. und 7. August stattfinden. Wer noch mehr feiern möchte, kommt auch zum Barockfest im Mai, zum Lindenfest im Juni oder zum Barocken Adventsmarkt.

Adlige Vergangenheit: Denkmal für Großherzogin Alexandrine
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Adlige Vergangenheit: Denkmal für Großherzogin Alexandrine (Foto: Archiv Nordkurier)

Ludwigslust hat eine einzigartige Verkehrslage – zwischen Hamburg und Berlin gelegen, ist es aus allen Richtungen hervorragend erreichbar. Mit dem ICE sind es lediglich 40 Minuten bis nach Hamburg und nur 60 nach Berlin. Zwei Autobahnanschlußstellen (Ludwigslust-Süd und Wöbbelin) in jeweils nur vier Kilometern Entfernung verbinden die Stadt mit allen Regionen Deutschlands.