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Rostock-Warnemünde: Sicherer Hafen und Tor zur Welt

Rostock / Lesedauer: 6 min

Industrieromantik am Überseehafen bis zur gehobenen Küche am Yachthafen Hohe Düne: Das bietet Rostock-Warnemünde seinen Besuchern an der Küste.
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Den grünen Leuchtturm von Rostock-Warnemünde und seinen roten Zwilling im Ortsteil Hohe Düne müssen alle kleinen wie großen Schiffe passieren, um im Hafenbecken der Hansestadt Rostock zu landen. Im zweiten Teil über die coolste Stadt an der Küste stellen wir ihren Hafen an der Unterwarnow vor und bummeln vom IGA-Park bis zum Yachthafen Hohe Düne.

Die coolste Stadt an der Küste

Die coolste Stadt an der Küste

Lesen Sie hier den ersten Teil unseres Reiseberichts aus der Hansestadt Rostock.

DDR hat nach dem Krieg schlecht abgeschnitten

Ob nun Absicht oder nicht – die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) und die aus ihr hervorgegangene DDR kamen schlecht weg, was die Häfen angeht. Lübeck im Westen ging an die Britische Besatzungszone, Stettin im Osten an Polen. Dafür wurde die Oder-Neiße-Linie kurz vor Stettin verlassen und die Grenze weiter westlich verlegt. Wäre man der Linie der beiden Flüsse bis zur Mündung gefolgt, hätte Stettin, da links der Oder gelegen, zur SBZ gehört.

Auch Wolin und der Ostteil der Insel Usedom ging an Polen, damit sich die Hafeneinfahrt von Szczecin, so heißt Stettin heute, in polnischer Hand befand. Wie auch immer – zwischen Lübeck und Stettin befand sich kein Hafen, der für die junge DDR als „Tor zur Welt“ dienen konnte. Also musste sich der zweite neugegründete deutsche Staat ein Tor bauen.

Hinter den Häusern von Rostock-Warnemünde ragen die Schiffskräne des Überseehafens in die Lüfte.
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Hinter den Häusern von Rostock-Warnemünde ragen die Schiffskräne des Überseehafens in die Lüfte. (Foto: Schlesier - stock.adobe.com)

So entstand der Überseehafen bei Rostock-Warnemünde

Dazu spannte die Staatsführung mit der Aktion „Steine für Rostock“ die Bevölkerung ein. Beim Bau des Rostocker Überseehafens und des Seekanals entstand in Warnemünde-Hohe Düne eine neue Ostmole. Die Bevölkerung sollte den Bau mit Aufbaustunden, Sonderschichten und Geldspenden unterstützen. Nach dem Aufruf der Rostocker Stadtverwaltung im Februar 1958 „Feldsteine für den neuen Rostocker Hochseehafen!“ wurden überall in der DDR Steine gesammelt.

Bis Mitte 1958 kamen mindestens 50.000 Tonnen Feldsteine, 11.000 Tonnen Bruchsteine und 4000 Tonnen Steine aus der Ostsee zusammen, die für den Molenbau verwendet wurden. Mit der Eröffnung des neuen Seekanals am 7. Oktober 1958 wurde auch die Warnemünder Ostmole in Betrieb genommen. Der neue Rostocker Überseehafen entwickelte sich zum zentralen Umschlagplatz des Seehandels der DDR. Der Umschlagplatz wurde um 1960 bei Petersdorf am südlichen Breitling neu angelegt.

Deutschlands größtes schwimmendes Museum

Dieses spannende Stück Geschichte ebenso wie die maritimen Jahrzehnte danach kann man wunderbar in Deutschlands größtem schwimmenden Museum nacherleben: Die ganze Welt der Seefahrt und des Schiffbaus wird im Schifffahrtsmuseum Rostock an Bord des Traditionsschiffes Dresden seit fünf Jahrzehnten erlebbar.

Zu finden ist das Museum, das zum IGA Park Rostock gehört, ganz einfach: Es befindet sich in Rostock gleich am S-Bahnhof Lütten Klein. Mit dem Auto kommt man über die Stadtautobahn B 103 Richtung Warnemünde, Abfahrt 105 Richtung Tunnel, direkt zum Parkplatz des IGA-Parks. Adresse: Schmarl-Dorf 40, 18106 Rostock

Das Schifffahrtsmuseum befindet sich im Traditionsschiff „Dresden“.
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Das Schifffahrtsmuseum befindet sich im Traditionsschiff „Dresden“. (Foto: Erik Groß/Schifffahrtsmuseum Rostock)

Also – einmal auf ein richtiges Schiff zu klettern, lohnt allein schon den Museumsbesuch. Die Dresden wurde 1956/57 auf der damaligen VEB Warnowwerft gebaut. Sie war das fünfte Schiff der Baureihe Typ IV, einer Serie von 10.000-Tonnen-Stückgut-Frachtern. Da das erste Schiff dieser Serie auf den Namen Frieden getauft wurde, wurde die fünfzehn Neubauten umfassende Serie als Typ Frieden bezeichnet. Die Dresden wird bereits seit 1970 als Museumsschiff genutzt.

Am beeindruckendsten im Museum ist das Schiff selbst

Mit mehr als 12.000 Ausstellungsstücken wird auf der Dresden die Entwicklung des Schiffbaus gezeigt – vom slawischen Einbaum bis hin zur computergesteuerten Fertigung moderner Großwerften. Und: Das eindrucksvollste Exponat des Schifffahrtsmuseums ist natürlich der Stahlriese selbst. Während sich in der Kombüse noch der Geruch frisch zubereiteter Speisen vermuten lässt, lassen der original erhaltene Maschinenraum, die Kommandobrücke, der Funkraum sowie Maschinenkabinen, Messe und Hospital den harten, erlebnisreichen Alltag der Seeleute erahnen.

Rund um das Traditionsschiff gibt es zahlreiche weitere Objekte der Seefahrt. Neben dem Seezeichenpfad im IGA Park sind mehrere Schiffe und ein Hebekran zu bestaunen. Mit dem Schwimmkran Langer Heinrich besitzt das Museum ein über 100 Jahre altes technisches Kleinod. Er zählte seinerzeit zu den größten Schwimmkränen der Welt.

Jawort im „Hochzeitskran“

Jawort im „Hochzeitskran“

In Rostock kann man sogar auf einem Kran heiraten. Die Paare sollten schwindelfrei sein.

Angetrieben wurde der Kran mit Dampf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er bis 1978 auf der Rostocker Neptunwerft eingesetzt. Ein weiteres Ausstellungsstück des Museums ist die Saturn, die 1908 in Hamburg gebaut wurde und als Hafenschlepper diente. 1955 kam das Schiff bis 1979 nach Rostock auf die Warnowwerft, bevor es seine letzte Reise ins Museum antrat. Die Saturn war eines der letzten vollgenieteten und mit Dampf betriebenen Schiffe der DDR-Seewirtschaft.

Im Mittelpunkt der Ausstellung auf Deck 3 der Dresden steht die Deutsche Seereederei Rostock. 1952 gegründet, entwickelte die DSR sich zu einer der größten Universalreedereien Europas. Vom ersten Handelsschiff der DDR, dem Dampfer Vorwärts, bis hin zu den großen Passagierschiffen Fritz Heckert und Völkerfreundschaft wird berichtet. Auch zwölf der Typ IV-Frachter, von denen nur noch die „Dresden“ erhalten ist, fuhren für die DSR.

Stadtrundfahrt der anderen Art

Stadtrundfahrt der anderen Art

Die Straßenbahn-Linie 5 passiert zahlreiche Sehenswürdigkeiten – eine touristische Rundfahrt der anderen Art.

Von Rostock-Warnemünde zum Yachthafen Hohe Düne

Seit 700 Jahren gehört Warnemünde offiziell zu Rostock. Urkundlich das erste Mal erwähnt wurde das beliebte Seebad bereits im Jahre 1195. Seinen Namen hat der hanseatische Ortsteil an der Ostseeküste vom Fluss Warnow, der nach über 150 Kilometern hier ins Meer mündet.

Die frühe Eingemeindung durch Rostock hatte sicherlich Kalkül – auf die Art bekam die heutige mecklenburgische Ostseemetropole Zugang zur Ostsee. Zu den Sehenswürdigkeiten in Rostock-Warnemünde gehören neben dem noch aktiven, knapp 40 Meter hohen Leuchtturm der Teepott. Errichtet wurde dieses Wahrzeichen nach Plänen des Bauingenieurs Ulrich Müther.

Der markante Teepott am Warnemünder Leuchtturm.
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Der markante Teepott am Warnemünder Leuchtturm. (Foto: Georg Scharnweber)

Unbedingt besuchenswert sind außerdem das mit Elementen des Art déco erbaute Kurhaus sowie der Hotelriese Neptun, der Anfang der 1970er-Jahre eröffnet wurde und mit einer Höhe von 64 Metern und 19 Etagen Blicke bis weit hinter den Horizont ermöglicht.

Zu DDR-Zeiten war das Hotel Neptun ein exklusives Haus, das lukrative Devisen ins sozialistische Staatssäckel ermöglichte – einheimischen Urlaubern über den FDGB-Feriendienst jedoch vergleichsweise günstige Ferien bescherte. Nach der Wende wurde Neptun saniert, und im Jahre 2017 an einen russischen Investor verkauft.

Hotel Neptun erhält „neue, moderne“ fünf Sterne

Hotel Neptun erhält „neue, moderne“ fünf Sterne

Das Warnemünder Hotel hat die höchste Klassifizierung erhalten, die der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband vergibt. Dafür mussten anspruchsvollere Anforderungen erfüllt werden.

Ein weiterer Ausflugstipp am Yachthafen

Von Rostock-Warnemünde bis zur Hohen Düne ist es nur ein Katzensprung: Eine Fähre verbindet die Stadtteile. Beim Spaziergang durch die Hohe Düne flaniert man am Yachthafen vorbei und gelangt rasch in die Anlage der Yachthafenresidenz Hohe Düne, einem Wellnesshotel für Genießer.

Bodenständig, sympathisch, meisterhaft: Sternekoch André Münch betreibt das Restaurant „Der Butt“ in Hohe Düne.
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Bodenständig, sympathisch, meisterhaft: Sternekoch André Münch betreibt das Restaurant „Der Butt“ in Hohe Düne. (Foto: Frank Wilhelm)

Denn nicht nur Wellness, auch feinste Küche wird in diesem Ostseehotel großgeschrieben. 2017 übernahm Sternekoch André Münch das Feinschmecker-Lokal „Der Butt“ in der Yachthafenresidenz Hohe Düne. Es dürfte kaum eine bessere Lage für ein Restaurant geben, das auf zahlungskräftige Kundschaft setzt: Das Hotel ist eines der besten Häuser an der Ostseeküste. Im Yachthafen ankern in der Saison jede Menge gut betuchte Hobby-Matrosen. Und die Touristenhochburg Rostock-Warnemünde ist nah.

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