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Warum Rostock für viele die coolste Stadt an der Küste ist

Rostock / Lesedauer: 7 min

Wenn es ein Mittel gibt, das Menschen in Großstädten glücklicher werden lässt, dann wurde es in Rostock erfunden. Wobei die Einheimischen vielleicht nicht von der coolsten, sondern von der „geilsten“ Stadt sprechen würden.
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In Rostock brummt der Bär, die Hansestadt ist die größte City des Landes, jung, voller Studenten, die MV-Metropole wächst, strahlt Glanz und Atmosphäre aus – und ein durch und durch angenehmes Lebensgefühl. Und wenn schon von Bären die Rede ist, starten wir auch mit den weißen Riesen, die seit knapp 70 Jahren im Rostocker Zoo leben. Diese prächtigen Könige der Arktis (Nordpol) sind vom Aussterben bedroht, da sie hoch im Norden auf immer dünnerem Eis leben. Die Polkappen schmelzen beängstigend schnell. Die Eisbären verlieren das für sie überlebenswichtige Packeis, über das sie in der Jagdsaison an ihre Futter kommen.

Im Rostocker Zoo trifft der Nordpol auf den Südpol

Da freut es einen doch umso mehr, dass der Rostocker Zoo Ende 2021 mal wieder Eisbären-Nachwuchs bekommen hat (davor zuletzt 2014). Die aufgeweckten Zwillinge lebten dort bis zum Frühjahr 2025 bei ihrer Mutter. Wie in der Wildnis sei es dann an der Zeit gewesen, sie zu trennen. In der freien Natur geschieht dies laut Zoo, sobald die Jungtiere zwei bis drei Jahre alt sind. Nun sollen sie im Zoo von Tallinn zur Sicherung der Eisbär-Bestände beitragen.

Emotionaler Abschied

Emotionaler Abschied

Die in Rostock geborenen Eisbären-Zwillinge Skadi und Kaja sind im März nach Tallinn umgezogen.

Klar, das war ein schwerer Abschied für Personal und Publikum, doch Nachwuchs ist auch in Rostock geplant. Schließlich gibt es mit dem Polarium eine eigene Anlage für Eisbären, Pinguine und weitere Meeresbewohner. Unterschiedlicher könnten die WG-Nachbarn nicht sein. Den Pinguin (Lebensraum auf der Südhalbkugel der Erde) und den Eisbären trennen Welten. Und vom Nordpol zum Südpol zu Fuß gehen – dieses Wunder gelang nur Schlagersänger Frank Schöbel in einem DDR-Hit.

Doch der Zoo hat weitere Attraktionen. In Rostock kommen Sie den Wölfen ungefährlich nahe. Und schauen Sie bei den Orang-Utans in ihrem neuen Kletterparadies vorbei. Die rothaarigen Menschenaffen, ebenfalls vom Aussterben bedroht, hausen mit 200 anderen Tierarten (!) unter dem Dach des Rostocker Darwineums.

Auch cool: Die Borneo-Orang-Utans im Rostocker Zoo.
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Auch cool: Die Borneo-Orang-Utans im Rostocker Zoo. (Foto: Zoo Rostock)

Zoo Rostock führt im Darwineum durch die Evolution

Wer jetzt an eine moderne Massenunterkunft für Tiere denkt, liegt nicht völlig falsch. Doch das Haus bietet so viel mehr: etwa einen Ausstellungsbereich oder die Tropenhalle, das Zuhause der Primaten. Wenn man so will, führt uns der Rostocker Zoo durch die Evolution.

Benannt wurde das „lebendige Museum“ nach dem Evolutionsforscher Charles Darwin. Und dessen Ururenkel eröffnete 2012 höchstpersönlich jene Mega-Mehrzweckhalle. Der Zoologischen Garten liegt im Westteil der Hansestadt, gleich neben dem berühmten Ostseestadion von Hansa Rostock.

Wohnhäuser aus den 1950ern in der Langen Straße im Rostocker Stadtzentrum.
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Wohnhäuser aus den 1950ern in der Langen Straße im Rostocker Stadtzentrum. (Foto: Bernd Wüstneck/dpa)

Prachtstraße zum Stadthafen Rostock

Im Zweiten Weltkrieg wurde Rostocks Zentrum durch englische und amerikanische Bomber zerstört. Die Stadt war eine Hochburg der Rüstungsindustrie. Nach den Angriffen lag die City in Trümmern. In den Jahren des Wiederaufbaus entstand dann eine neue Mitte mit breiten Straßen, die den damals aufkommenden Autoverkehr gerecht werden sollten.

Heutzutage liegt der Fokus der Hansestadt verstärkt auf Fahrrädern. So entstanden die ersten Fahrradstraßen. Darunter fällt seit 2022 auch die ehemalige Verkehrsader Lange Straße, die von Ost nach West durch die historische Altstadt und am Stadthafen entlang führt. Wer die Karl-Marx-Allee in Berlin kennt, bekommt eine Vorstellung von den Dimensionen der Langen Reihe. Und das ist erst der Anfang. Rostock plant, bis zu zehn weitere Straßen von Motor- auf Muskelkraft umzufunktionieren.

Das Kröpeliner Tor in Rostock gehört auch zu den Sehenswürdigkeiten, die immer zur Lichtwoche im Herbst illuminiert werden.
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Das Kröpeliner Tor in Rostock gehört auch zu den Sehenswürdigkeiten, die immer zur Lichtwoche im Herbst illuminiert werden. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Sehenswürdigkeiten, die die Bomben überlebten

Einige historische Sehenswürdigkeiten wie die Marienkirche oder das Kröpeliner Tor (heute eine der angesagtesten Shopping-Ecken in Rostock) haben den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden. Man muss nur mal um das stattliche Rathaus (eine weitere Sehenswürdigkeit) herumgehen.

Eine erste Entdeckung: das Kerkhofhaus mit gotischer Fassade aus dem Jahre 1470, die im 16. Jahrhundert im Renaissance-Stil umgestaltet wurde. Heute befinden sich dort Standesamt und Stadtarchiv. Jetzt geht die Große Wasserstraße hinunter bis zur Grubenstraße. Und schon steht der Besucher in der Östlichen Altstadt.

Hier überwiegen kleinere Häuser. Die Straßen tragen historische Namen wie Große Goldstraße oder Brauergasse – sie sind meist nach mittelalterlichen Handwerkerberufen benannt. Und: in der östlichen Altstadt hat anders als rund um die Lange Straße die kleinteilige mittelalterliche Straßenstruktur überdauert.

Die Nikolaikirche in der Östlichen Altstadt in Rostock
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Die Nikolaikirche in der Östlichen Altstadt in Rostock (Foto: Jens Griesbach)

Dann fällt der Blick auf die Nikolaikirche – der Besucher stutzt: Das Schiff der Kirche sieht eigenartig aus. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche fast vollständig zerstört. 1976 erfolgte der Auf- und Umbau des Turmes, des Kirchendaches und des Kirchenschiffes nach einem ungewöhnlichen Konzept: Dabei entstanden 1985 zehn Turmetagen für Dienststellen der Kirche. Und das wiedererrichtete gotische Kirchenschiff beherbergt drei Wohnetagen mit insgesamt 13 Wohnungen und fünf Gästezimmern!

Petrikirche mit neuem Turm

Weiter geht es die Altschmiedestraße hoch bis zum Alten Markt. Dort ist erst einmal Staunen angesagt, denn man steht vor dem höchsten Gebäude Rostocks, der Turm der Petrikirche misst 117 Meter. Die Geschichte dieses Gotteshauses ist nicht weniger interessant als die der Nikolaikirche. Die Petrikirche wurde 1252 das erste Mal erwähnt. Am 26. und 27. April 1942 zerstörten britische Bomber Turm und Mittelschiff des historischen Gebäudes, der mit Kupfer beschlagene Turmhelm verbrannte. Wertvolle Inneneinrichtungsgegenstände wie die Orgel, der barocke Altar und die Renaissancekanzel konnten nicht gerettet werden.

Rund um die Rostocker Petrikirche hat sich die kleinteilige mittelalterliche Straßenstruktur erhalten.
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Rund um die Rostocker Petrikirche hat sich die kleinteilige mittelalterliche Straßenstruktur erhalten. (Foto: www.fotoagenturnordlicht.de)

Im Zuge des sehr zögerlichen Wiederaufbaus wurde der Turm mit einem Notdach gesichert. Von 1992 bis 1995 wurde die einmalige Gelegenheit, dem Turm wieder einen Kupferhelm aufsetzen zu können, genutzt. Mit Mitteln der Stadt, des Landes, von Denkmalschutzorganisationen und von unzähligen Bürgern wurde Rostock ein Wahrzeichen zurückgegeben. Der Helm hat ein Gewicht von 265 Tonnen. Für den Dachstuhl wurden 650 Kubikmeter Holz verarbeitet.

Stadthafen als perfekte Kulisse für die Hanse Sail

Im Turm befindet sich in 45 Metern Höhe eine Aussichtsplattform. Das ist sehr bequem: der Fahrstuhl fährt direkt zur Plattform, natürlich kann man auch die Wendeltreppe benutzen. Turm und Kirche sind ganzjährig offen für Besucher. Ein Wermutstropfen für Fotofans: Da alle Fenster der Aussichtsplattform aus Sicherheitsgründen mit Maschendraht bespannt sind, kann man kaum gute Fotos machen.

Bis zum Rostocker Stadthafen ist es von der Petrikirche nicht weit. Seine Glanzzeiten hatte der Hafen gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als seine Spur für große Schiffe vertieft werden musste. Heute liegen dort hauptsächlich Museumsschiffe oder Segler, das macht ihn zur idealen Location für die Hanse Sail Rostock.

Wer diesen Hafen beim Bummel über das jährliche See-Spektakel oder beim Spaziergang mit Einkehr in einem der netten Cafés zu recht für recht groß hält, wird sich wundern, welche Ausmaße und Dimensionen der zu DDR-Zeiten errichtete Überseehafen hat. Den stellen wir in einem Folgeartikel vor. Der Stadthafen gehört übrigens zum großen Bruder, dem Industriehafen dazu.

Sicherer Hafen und Tor zur Welt

Sicherer Hafen und Tor zur Welt

Lesen Sie hier Teil zwei über die coolste Hansestadt in Mecklenburg-Vorpommern.

Souvenirs aus dem Bernstein-Haus

Weitere Erkundungen der Stadt können die Straße Amberg hinunterführen, dort steht man dann vor dem ehemaligen Kloster St. Katharinenstift. 1223 begannen die Franziskaner mit der Errichtung dieser Klosteranlage. Nach der Reformation diente das Katharinenstift zunächst als Armenhaus, später auch Waisenhaus, Zuchthaus und Lazarett. Heute beherbergt das St. Katharinenstift die Hochschule für Musik und Theater Rostock.

Das Gebäudeensemble des 13. und 14. Jahrhunderts wurde sorgfältig saniert und mit modernen Bauten ergänzt. Und natürlich zieht die Hochschule junge Leute in das Stadtviertel. Noch ein Tipp: Wer dem Reiz des Bernsteins nicht widerstehen kann, läuft über Amberg und Wollenweberstraße zum „Bernstein-Haus“. In diesem Haus mit eigener Werkstatt gibt es alles, was man aus dem Gold des Meeres machen kann – und die Frage nach einem bleibenden Souvenir lässt sich schnell klären.

Weitere Informationen: Verein zur Förderung der Östlichen Altstadt e.V., Bei der Nikolaikirche 5, 18055 Rostock, Rufnummer 0381 12765821, www.oestliche-altstadt.de, www.stadtplan-rostock.com, www.petrikirche-rostock.de, www.nikolaikirche-rostock.de

Noch ein Ausflugstipp

Noch ein Ausflugstipp

Mitten in der Rostocker Heide liegt eine Kult-Gaststätte.